Allen Sportlern, die gerade tapern, sich nach einem Wettkampf erholen, Urlaub machen und nicht wissen, wie sie die gewonnene Freizeit sinnvoll ausfüllen sollen oder einfach mal in den Kopf eines Ultraläufers schauen möchten, sei die Biografie „Eat & Run“ von Scott Jurek empfohlen. Der „Jurker“ gilt im Genre als wahre Laufikone und wurde spätestens als einer der Protagonisten in Christopher McDougall’s Bestseller „Born to Run“ weltweit bekannt.

    Wie Scott Jurek tickt, zeigt sich gleich im ersten Kapitel, denn er beginnt nicht mit einem Highlight seiner Sportkarriere, sondern startet mit einem Scheitern und nimmt den Leser mit auf den Grund und Boden seiner Laufkarriere – genauer auf den des Death Valley beim Badwater Ultramarathon im Jahre 2005. In den folgenden Kapiteln erfährt der Leser wie Jurek in der amerikanischen Provinz als durchschnittliches Kind ohne besondere sportliche Begabung aufwuchs und durch seinen Busenfreund Dusty in den örtlichen Skilanglauf-Kader kam, um schließlich während des Sommertrainings bei ausgedehnten Landschaftsläufen sein Faible für diese Einheiten zu entdecken. Bald sog er alles, was mit dem Mikrokosmos Laufen zu tun hatte auf, was sich Anfang bis Mitte der 1990er Jahre auf dem Land und einem Internet in Kinderschuhen sehr schwierig gestaltete. Jurek war also dazu gezwungen nach dem „Try & Error“ System zu arbeiten. Kein Fehler jedenfalls war die Umstellung auf vegane Ernährung und so ist die Biografie auch ein bisschen Kochbuch, indem der leidenschaftliche Koch seine liebsten Rezepte – speziell für Läufer – präsentiert.

    Ebenso finden sich im Anschluss an die einzelnen Kapitel Trainingstipps, die sich für Jurek als besonders probat erwiesen haben. Doch etwas Vorsicht bei der Umsetzung ist schon geboten, denn der gelernte Physiotherapeut beschließt beispielsweise auf halber Strecke eines Ultralaufes nach einem Bänderriss, einfach weiterzulaufen, um keine Schmerzen zuzulassen und empfindet die Schwellung als ideale Stütze! Übrigens: Er sollte diesen Lauf gewinnen – komisches Volk, diese Ultraläufer. Heiter ist auch der Moment als Jurek den Leser daran teilhaben lässt, welch ein Völkchen sich bei so einem Wettkampf an der Startlinie tummelt.

    Erfolge bei solchen Rennen hat Scott Jurek einige vorzuweisen. 1999 katapultierte er sich mit dem Sieg beim Western States 100-Mile Endurance Run auf die Landkarte der Ultraläufer. Anfangs als Eintagsfliege bezeichnet, sollte er diesen Lauf 7-mal in Folge gewinnen. Weitere wichtige Titel folgten und machten ihn so 2006 zum „Deer“ in „Born to Run“. Den Ereignissen im Copper Canyon und den Tarahumara widmet Jurek ebenfalls ein Kapitel. Trotz der hohen Popularität backt Jurek finanziell kleine Brötchen, ist bisweilen verschuldet, was ihn nach einer Scheidung in eine Sinnkrise stürzen sollte. Aber auch diese Mauer überwindet er, indem er wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Die Geschichte endet hier im Jahre 2010 mit einer Silbermedaille und einem US Rekord bei den 24-Stunden-Lauf Weltmeisterschaften.

    Bereits 2012 auf Englisch erschienen und seit 2014 auf Deutsch erhältlich, verbreitet sich „Eat & Run“ rund um den Globus. Das Buch enthält keine Bilder, diese entstehen allerdings beim Lesen. So schaut der Leser nicht nur in Scott Jurek’s Kopf hinein, sondern auch durch seine Augen aus diesem heraus und da sind sie: Die Pfade, Berge, Canyons und Naturgewalten. Scott Jurek hat seinen Weg gefunden und von ihm stammt die Aussage, dass er für den Rest seines Lebens Läufer sein wird. Das tut er weiterhin! Wer sich davon überzeugen möchte, sollte auf seiner Facebook Seite vorbeischauen, wo er gerade auf dem Appalachian Trail durch die US Bundesstaaten Georgia bis nach Maine gelaufen ist. „Natürlich“ in Rekordzeit, frei nach seinem persönlichen Motto: „Manchmal muss man’s einfach tun“.

    Fakten auf einen Blick:
    Titel: Eat & Run
    Autoren: Scott Jurek / Steve Friedman
    Seitenzahl: 337 Seiten
    Verlag: Südwest Verlag
    Preis: 19,99€ (gebundene Ausgabe)

    Text und Bilder: Sascha Bläsen

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