Die deutsche Fahrradindustrie verzeichnete aufgrund der Witterung im 1. Halbjahr 2016 ein recht schwieriges Jahr; ganz anders spielte das Wetter im 1. Halbjahr 2017 den Fahrradbegeisterten in die Karten.

    Ein verregneter Frühling und kühle Temperaturen bis in den Sommer hinein waren dafür verantwortlich, dass die Freude am Radfahren erst spät aufkam. Ganz anders waren da die Bedingungen im 1. Halbjahr 2017. Gutes Fahrradwetter gab es schon sehr früh und auch wenn der April kühl und verregnet war, so präsentierten sich die ersten sechs Monate des Jahres durchaus fahrradfreundlich.

    Dennoch war die Entwicklung des Gesamtmarkts bezogen auf den Absatz erneut rückläufig. Der Zweirad- Industrie-Verband rechnet damit, dass zwischen Januar und Juni 2017 ca. 2,64 Mio. Fahrräder und E-Bikes verkauft wurden. Das ist ein Rückgang von 2,2 %. Auch die Produktion lag leicht unter Vorjahresniveau. In den ersten sechs Monaten wurden 1,44 Mio. Fahrzeuge produziert, was einem Rückgang von 2,7 % entspricht. Nach Einschätzung des ZIV kann allerdings insbesondere aufgrund des steigenden E-Bike-Absatzes davon ausgegangen werden, dass sich der Umsatz mit Fahrrädern, E-Bikes, Komponenten und Zubehör leicht gesteigert hat.

    Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes sind die Importe von Fahrrädern und E-Bikes nach Deutschland um rund 1,2 % zurückgegangen. Der Anteil an E-Bikes bei den Importen im Zeitraum Januar – Juni lag bei 21 % (Vorjahr: 19 %). Bei den Exporten von Fahrrädern und E-Bikes hingegen ist ein leichter Zuwachs zu verzeichnen. Zwischen Januar und Juni stieg die Exportmenge leicht um 2,3 %. Der E-Bike Anteil an den Exporten lag bei 25 % (Vorjahr. 21 %)

    E-Bike-Verkäufe boomen

    Während bei den Deutschen hinsichtlich Fahrrädern Kaufzurückhaltung herrscht, bereitet das E-Bike der Fahrradindustrie ungebremste Freude. Der Zweirad-Industrie-Verband schätzt, dass bereits im 1. Halbjahr 2017 rund 540.000 E-Bikes über den Handel abgesetzt wurden. Auf das Gesamtjahr bezogen rechnet die Industrie mit ca. 680.000 verkauften Fahrzeugen. Dies wäre ein zweistelliges Wachstum von rund 12 %. Obwohl die Kategorien E-City- und E-Trekkingbike nach wie vor anteilsmäßig am größten sind, zeigt sich, dass der Elektroantrieb mittlerweile in fast alle Modellgruppen Einzug gehalten hat. Besonders hervorzuhe- ben ist hier natürlich die Produktgruppe der E-Mountainbikes. Aber auch die Zunahme von elektrifizierten Lasten- bzw. Cargorädern ist bemerkenswert. Diese Fahrzeugkategorie leistet bereits heute einen wichtigen Beitrag beim gewerblichen aber auch privaten Lastentrans- port. Dies trifft besonders auf den urbanen Raum zu, gilt es doch, den zunehmenden Lieferverkehr durch umweltfreundliche und platzsparende Konzepte zu ergänzen.

    „Quo Vadis“ Fahrrad?

    Der Trend zum Radfahren ist ungebrochen. Schaut man sich in den deutschen Städten um, so ist die Freude am Fahrrad und E-Bike deutlich zu erkennen, ist es doch das ideale Fortbewegungsmittel in den vom Auto- verkehr chronisch überlasteten Innenstädten. Im Freizeit- und Touristikbereich ist das E-Bike neben dem Fahrrad omnipräsent und kaum mehr wegzudenken. Und auch in den Bergen oder Wäldern trifft man inzwischen häufig auf das elektrounterstützte Fahrrad. Sucht man nach Gründen für den Rückgang bei Produktion und Absatz des klassischen Fahrrades, so gibt es unter anderem folgende Aspekte zu nennen:

    • Hoher Fahrradbestand in Deutschland von aktuell ca. 73 Millionen Fahrzeugen. Über 80 % der Haushalte in Deutschland besitzen mindestens ein Fahrrad.
    • Fahrräder werden immer hochwertiger und demnach haltbarer. Die Bereitschaft der Konsumenten für Qualität mehr Geld auszugeben steigt seit Jahren.
    • Der Verkauf von Fahrzeugen im Preiseinstiegsbereich durch SB-Warenhäuser, Discounter und den LEH ist rückläufig.
    • Ein E-Bike-Kauf ersetzt häufiger den Kauf eines klassischen Fahrrades. Inzwischen gibt es Modelle, die optisch und auch vom Gewicht her nur noch schwer von einem Fahrrad zu unterscheiden sind. Dieser Trend wird sich in Zukunft durch alle Modellgruppen fortsetzen.
    • Die Bevölkerung wird immer älter. Auch wenn der Trend zu immer weniger Kindern pro Kopf ge- stoppt scheint, so macht sich der Rückgang der Geburtenraten in den letzten Jahrzehnten bemerk- bar.

    Die deutsche Fahrradindustrie blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Fahrrad und E-Bike bieten eine flexible, ökologische und vor allem wichtige Form der individuellen Alltagsmobilität der nächsten Jahrzehnte. Die Politik hat dies längst durch alle Fraktionen hindurch erkannt und fördert den Radverkehr zunehmend. Erst kürzlich wurde das Budget des Bundeshaushaltes auf € 200 Millionen pro Jahr erhöht. Im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl ist es jedoch wünschenswert, dass der Radverkehr noch stärker in den Fokus rückt und die Förderung ausgebaut wird. Nur wenn dem Radverkehr auch von Seiten der Politik der Platz eingeräumt wird, den er aufgrund seiner Bedeutung für eine nachhaltige Mobilität verdient, können die großen Potentiale ausgeschöpft werden.

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