Vieles ist messbar, Besucher- und Ausstellerzahlen, Anzahl der Pressekonferenzen und Auftritte von prominenten Sportlern, doch abseits der offiziellen Mitteilungen geht doch nichts über die Schilderung des Erlebten hinaus – eben unseres ganz persönlichen ISPO München Messerückblicks. 

    ISPO München 2019 und auch wir – wer eigentlich nicht, wagt man sich schon zu fragen – waren mittendrin im Messegetümmel und haben uns durch volle Gänge geschoben und schieben lassen, sogenannte bahnbrechende Innovationen betrachtet, wurden beschenkt mit interessanten und beeindruckenden Begegnungen, haben Kreatives und Nachhaltiges betrachten dürfen und haben unseren Kaffee – zumindest meistens – aus mitgebrachten Bechern oder zumindest aus Tassen oder Gläsern getrunken. Unsere ganz persönlichen Highlights haben wir neben den Award-ausgezeichneten Produkten und ganz großen Auftritten eher im Detail abseits der inszenierten Mega-Auftritte gefunden.

    Kreativer Gummistiefel für Festivals aller Art
    Um es vorweg zu nehmen: Die eSports Halle haben wir gemieden. Auch wenn diese Art des Sports eine durchaus schweißtreibende sein mag und die Konzentration und Koordination schult, wir bleiben lieber in Bewegung. Dabei darf es durchaus einmal auch „nur“ eine Wanderung sein, dafür gerne aber auch bei Regenwetter. Diesbezüglich haben wir bei VIKING Footwear einen wunderbaren „Festival“ Gummistiefel gefunden.

    Optisch zunächst einmal in den Farben weiß, gelb und dunkelblau sicher nicht der totale Hingucker, dafür zum selbst gestalten. Der Gummistiefel wird mit wasserdichten Stiften geliefert und kann nach eigenem Gusto bemalt und sogar in der Höhe zurecht geschnitten werden. Hier sind also kreative Köpfe gefragt und ob Festival oder Spaziergang im Regen, dieser Stiefel verleiht immer den ganz eigenen Style und ist sogar ab sofort zu haben.

    Bild: Chrissy Dorn

    It never rains in a Pub
    „It never rains in a Pub“ – wie altgedient diese irische Weisheit wirklich ist, darüber dürfte es viele Diskussionsansätze geben. Vielleicht hat Wayne Jenkins sie aber auch schlichtweg angesichts der kleinen Pressekonferenz am Páramo-Stand spontan aus dem Hut gezaubert. Der 100prozentige Wahrheitsgehalt dieses Claims ist jedenfalls in Stein gemeißelt und keine Marketingblase.

     

     

    Wayne ist übrigens einer der vielen freiwilligen Bergrettungshelfer aus dem United Kingdom und offenbarte dem Publikum einen wunderbaren erfrischenden (das mag bei den Iren in der Natur ihrer Herkunft liegen) Vortrag darüber, dass die Páramo  Bekleidung den härtesten Wetterbedingungen Stand hält. Und auch an diesem Faktum dürfte es kaum Zweifel geben. Und schon sind wir bei dem Thema Nachhaltigkeit, das Páramo übrigens in aller Konsequenz seit Gründung der Marke betreibt und nicht erst darüber redet, seitdem Nachhaltig so hip ist. Páramo war die erste Outdoor-Marke, die der Greenpeace Detox Kampagne beitrat und sämtliche PFC´s aus seiner Bekleidung verbannte. Zudem produziert Páramo seit 1992 in Partnerschaft mit der gemeinnützigen Miquelina Stiftung. Das soziale Unternehmen in Bogotá, Kolumbien, verhilft ausgebeuteten Frauen und Mädchen zu einem selbstbestimmten Leben fernab der Prostitution. Darüber hinaus gibt es viele weitere Gründe nachhaltiger und sozialer Art, die diese kleine, aber feine Marke empfehlenswert machen.

    Bild: tentree

    Bäume über Bäume
    Nachhaltigkeit als Firmenphilosophie, das gilt auch für die neue Marke tentree. Pro verkauftes Kleidungsstück pflanzt das Unternehmen in Absprache mit internationalen Naturschutzverbänden 10 Bäume. Am Stand gibt es einen Baumstandsanzeiger, den das Unternehmen auch seinen Händlern zur Verfügung stellt. Knöpfe (aus nachhaltiger Holzwirtschaft) an dem ausgewählten Textil zeigen einen Code, über den Konsumenten online betrachten können, wo die Bäume ihres Kleidungsstücks gepflanzt werden. Alle Materialien sind absolut nachhaltig und darüber hinaus übrigens auch noch sehr schön anzufühlen und anzuschauen. tentree ist bis heute übrigens das Unternehmen mit dem längsten Auftritt bei der kanadischen Variante des TV-Formats „Höhle der Löwen“ – Dragons Den, bei dem das Start-Up von Investoren eine Gesamtsumme von 200.000 Dollar angeboten wurde. Das Geld haben tentree jedoch nie in Anspruch genommen, alleine der Auftritt bei dem TV-Format verschaffte dem Unternehmen eine gehörige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

    Bild: Messe München

    Vom Start-Up zum Big Player
    Während die Präsenz von tentree auf der ISPO eines jungen Unternehmens gebührend überschaubar ausfällt, lud auch in diesem Jahr der Jack Wolfskin Auftritt zu einer längeren Wanderung ein. Die Zeit, die wir hier eingeplant hatten, reichte kaum aus, um sich von allen Neuheiten selbst in aller Kürze ein Bild zu machen. Jack Wolfskin präsentiert sich als ein nachhaltiges Unternehmen, das allerdings so viele Themen präsentiert, dass man am Ende kaum noch weiß, wo einem der Kopf steht. In Erinnerung geblieben sind jedenfalls die Erweiterung der Schuhkollektion für viele Ansprüche und Bedürfnisse, die Kooperation mit Osram, die für Licht im Rucksack sorgt und das sogenannte Tec-Lab. Die innovative Spielwiese des Unternehmen, die einen Hauch von Luxus und kompromissloser Performance offenbart. Während wir uns aufmerksam die Highlights für den kommenden Winter bei dem viel zu kurzen Rundgang erklären lassen, schwirrt an uns die offizielle Blogger-Führung der ISPO Munich vorbei. Die Fachmesse hat ihre Tore schon lange für die Neuheiten geöffnet. Die Community möchte am liebsten schon gestern wissen, was übermorgen auf dem Markt kommt. Ob deswegen die Sparschweine schon einmal gefüllt werden, damit man rechtzeitig die angesagtesten Teile „Meins“ nennen kann oder geht es ganz simpel um´s Mitrennen um die Gunst der Meinungsmacher in der social media Welt? Unsere Zeit war jedenfalls viel zu schnell abgelaufen, und unsere eigene Ökobilanz sah bis jetzt gut aus: Mineralwasser und Kaffee ausschließlich aus Glas bzw. Porzellantassen konsumiert.

    Plastik dominiert die Verpackungswelt, Papier die Ausnahme

    Papier versus Plastik
    Die neue nachhaltige und offensiv ganz auf Öko getrimmte Ausrichtung von Holmenkol ist unserer Ansicht nach eine sehr zweischneidige Geschichte. Positiv das neue zu 100 Prozent abbaubare Skiwachs sowie die Papierumverpackung der Waschpods, die ebenfalls zu 100 Prozent vom Naturkreislauf abgebaut werden können. Auf der anderen Seite darf man sich doch sehr über die vielen Plastikflaschen und Tuben wundern, in denen Pflegemittel und Wachse in kleinsten Verpackungseinheiten angeboten werden. Ein Anfang ist gemacht, doch wie so häufig in der Outdoor- und Sportbranche fehlt die maximale Konsequenz. Das Thema Nachhaltigkeit ist in vieler Munde und wird leider oftmals vielmehr aus Marketing-strategischen Gründen an die Frau und den Mann gebracht, als in aller Konsequenz  und kompromisslos auf allen Ebenen durchgesetzt. Was spricht gegen Pflegemittel aller Art in Pfandflaschen zum Nachfüllen? Aber wer erfindet sich schon gerne komplett neu und riskiert dabei einen vermeintlichen Verlust des wirtschaftlichen Wachstums? Also ist der Konsument gefragt, sich von Produkt zu Produkt und Unternehmen zu Unternehmen selbst zu informieren und die entsprechende (gewissenhafte) Kaufentscheidung zu treffen.

    Ausgezeichnet für jeden Hintern
    Maier Sports hat sich zu einem echten Hosenspezialisten entwickelt. Es gibt kaum einen Hintern, zu dem die vielen Formen, Längen und Größen, die die Marke anbietet, nicht passt. Die Schnitte werden im Haus selbst von Schneidermeisterinnen entwickelt, was heutzutage in der Textilindustrie eine absolute Seltenheit ist. Altes Handwerk wie Schneider oder Schuhmacher scheint auch in Deutschland langsam und behäbig wieder etwas Fahrt aufzunehmen. So richteten Schuhhersteller wie Hanwag und Lowa  wieder Lehrstellen für Schuhmacher ein, auch um dem Aussterben des Handwerks vorzubeugen. Übrigens: Dass die Hosen der schwäbischen Marke bei vielen Tests ausgezeichnet werden, liegt unter anderem auch an einem interessanten Preis-Leistungsverhältnis.

    Futuristischer Stand / Bild: The North Face

    Mehr Sein als Schein
    The North Face launcht zur Messe mit großem Tamtam ein neues wasserdichtes und atmungsaktives Material. FUTURELIGHT wird mit einer neuen Technologie hergestellt, die auch den Einsatz von Chemikalien verringert. Doch vielmehr überzeugt die Haptik. Hier hat sich der Besuch gelohnt. Die Kleidungsstücke (im ersten Schritt vornehmlich wasserdichte Jacken) fassen sich erstaunlich leicht und weich an. Über die Performce-Qualitäten können bislang nur die eigenen TNF-Athleten berichten. Immerhin: Die Jacken waren schon auf den höchsten Bergen der Welt. Mit leiseren Tönen zeigt Polartec mit PowerAir eine neue Stofftechnologie, die erstens warm hält und darüber hinaus weniger Faserverlust garantiert.


    Der Wintereinbruch führte zu Verzögerungen im S-, Bahn-, und Flugverkehr

    Beim Münchener Wintereinbruch pünktlich zum Start der Messe hätte die neueste Entwicklung aus dem Hause Polartec, das PowerAir-Material – zum Beispiel als Midlayer – sicher gute Dienste getan, jedenfalls gilt auch hier: Haptik siegt. Sehenswert auch die ersten Styles von PrimaLoft Bio, die Markenpartner entwickelt haben. Bleibt zu hoffen, dass sich die Markenpartner dazu entschließen, diese ersten Prototypen  auch tatsächlich so auf den Markt zu bringen, denn diese waren allesamt stylische Hingucker. Viel Cooles präsentiert Columbia für Ski- und Snowboardfans, die gerne auffallen. Die Jacken der neuen Kollektion punkten mit großem Logo-Branding an der Kapuze, auf dem Rücken oder an den Ärmeln, eine cleane Optik soll ein jüngeres Publikum ansprechen. HEAT SEAL steht im Mittelpunkt der Markenkommunikation für den nächsten Winter, eine Konstruktion die die Wärmeleistung von Daunenjacken merklich steigert. Glücklich durften sich diejenigen schätzen, die einen Blick in den UTMB-Besprechungsraum werfen durften. Schon alleine beim Betrachten der 2018er Impressionen stellt sich Gänsehaut pur ein.

     

    Auch zur OutDoor by ISPO sind wir wieder unterwegs, natürlich mit einer Top-Ökobilanz

    Kein Ende in Sicht 
    Selbstverständlich haben wir noch viel mehr Eindrücke mit nach Hause genommen, haben viele tolle neue Styles und Produkte gesehen, haben uns schnell einlullen lassen von der typischen Messehektik, haben auch die eine oder andere Happy Hour oder Standparty besucht, haben branchenübergreifende Gespräche geführt und Interviews aufgezeichnet, doch alles kommt einmal zu einem Ende. Auch wenn die ISPO München schon lange weniger eine Fachmesse für Händler als vielmehr eine Plattform zur Branchen-Kommunikation und zum hippen Treffpunkt für Sportbegeisterte aus aller Welt ist, vielleicht ist es gerade das, was den Anziehungspunkt ISPO ausmacht. Messe München – wir sehen uns zur Premiere der OutDoor by ISPO. Terminvorschläge nehmen wir gerne entgegen!

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