Mit dem ersten Teil unserer kleinen Serie rund um den Kaffee für Outdoorliebhaber und weit oder weniger weit Gereiste möchten wir weder die ausgesprochenen Kaffeespezialisten ansprechen, noch diejenigen, die ihren Kaffee lauwarm aus Thermoskannen genießen – Kaffee kann einfach viel und wir nähern uns dem Thema … bodenständig.

    Frage: was gibt es schöneres als eine heiße Tasse Kaffee? Antwort: eine gut schmeckende und selbst zubereitete, heiße (oder besser gesagt warme, doch dazu mehr im Verlauf dieses Textes) Tasse Kaffee. Egal, wo es uns gerade wieder hin verschlagen hat: Bei einer wohlverdienten Pause auf der kräftezehrenden Bergtour oder am Morgen nach dem Herauskriechen aus dem klammen Zelt bei der Campingtour mit dem Zweirad. Vielleicht möchte man aber auch nur während einer langen Zugfahrt, erstmalig einen Kaffee genießen, der die Bezeichnung Genussmittel auch verdient?

    Guter Geschmack ist vielfältig
    Vorweg einige Dinge, die wir klären sollten, um eine gemeinsame Basis zur Begriffsbestimmung  „gut schmeckend“ zu bilden. Erst einmal entscheidet selbstverständlich jeder für sich, was „gut schmecken“ und Qualität für sie oder ihn bedeutet. Wobei: Liebhaber von einem Getränk mit schwarzer Färbung, das am Morgen vor einer Tour, bei dem der Kaffeefilter einen zweiten Aufguss erhält und der Preis für das Röstkaffeeprodukt unter 3,50€ liegt (hiervon erhält der Fiskus in der Bundesrepublik 1,75€ an Steuern, die sich aus der Umsatzsteuer und der Kaffeesteuer zusammensetzt) und dank der physikalischen Überlegenheit einer modernen Thermoskanne auch nach 26 Stunden noch dampfend heiß in den Outdoorbecher fließt, sind definitiv nicht die Zielgruppe dieses Textes. Genauso wenig wie die Spezialisten, die nonchalant in dem kleinen gemütlichen Café an der Ecke versuchen, die Leidensfähigkeit der Bedienung durch die Order eines „EXXXPRESSOOS“ auf die Probe zu stellen. Sondern eben Genießer, die die teilweise extrem schweißtreibende Arbeit von weltweit rund 25 Millionen am Verarbeitungsprozess von Kaffee beteiligten Menschen bereits jetzt schon wertschätzen und bereit sind, einmal über den Untertassentellerrand hinaus zu schauen.  

    Kaffee bietet mehr als Wein
    Kaffee ist, richtig zubereitet, ein Genussmittel, bei dem der Fachmann nach dem Röstprozess der Kaffeebohne ein Spektrum von über 800 flüchtigen Aromastoffen definiert! Übrigens bietet Wein im Vergleich hierzu gerade einmal die Hälfte an möglichen Aromanuancen. Gut zu wissen ist allerdings auch, dass sich in einem fertigen Kaffeeprodukt immer nur einige Aromen des möglichen Spektrums befinden können. Also handelt es sich bei den Auslobungen der Kaffeeröster nicht um reine Marketinggags, wenn auf der Verpackung zu lesen ist, dass der Kaffee Anklänge von zum Beispiel Zitronengras, Kamille und Jasmintee haben soll. Diese allerdings zu schmecken setzt zum einen eine richtige Zubereitung, die richtige Verkostungstemperatur und zum anderen ein Training der Geschmackskompetenz voraus.

    Kaffee-Annäherung für Outdoorfans
    Welche Möglichkeiten der Zubereitung hat nun der ambitionierte, outdooraffine Warmgetränkeliebhaber? French-Press, Handfilter, Cowboymethode, Mokka Pot oder neuerdings sogar mobile Kapsel-Zubereiter sind nur einige Varianten für welche die Outdoorbranche derzeit Produkte feilbietet. Aus meiner Sicht bieten sich zwei mögliche, gut transportierbare und saubere Varianten für die  Zubereitung unterwegs an. Zum einen die klassische Pour-Over Methode, welche traditionell auch als Handfiltermethode bezeichnet wird (hierbei werden mittels Perkolation die Aromastoffe extrahiert), oder aber die im Jahre 2005 vom Erfinder des Aerobie-Wurfrings Alan Adler entwickelte AeroPress.

    Eine extrem leichte, kostengünstige, outdoorfreundliche Kaffeepresse, die die geschmacklichen Vorzüge einer Siebstempelkanne (umgangssprachlich auch French-Press genannt) mit dem Druckbrühverfahren einer Espressomaschine und der sauberen Filtration einer Papierfiltermethode verbindet. Allerdings wird man sich bei der Verwendung in stärker besiedelten Regionen des Outdooreinsatzes der AeroPress immer wieder Fragen von Unwissenden gefallen lassen müssen. Kommentare wie „bereitest Du deinen Kaffee in einer Klistierapparatur zu?“ oder „ist das ein zweckentfremdetes Veterinärinstrument zur Seekuhimpfung?“ sind nur zwei charmante Umschreibungen, die ich mir bis dato anhören durfte. Bei diesen beiden Brühmethoden stehen für mich das optimale Ergebnis in dem liebgewonnenen Emaille-mug, der Aufwand bei der Zubereitung, das Transportgewicht, die Nachhaltigkeit und schlussendlich die Hygiene (jeder weiß wie blöd das Reinigen einer Siebstempelkanne schon am heimischen Spülbecken sein kann, wie unschön ist das erst, wenn man nicht zwangsläufig über ausreichend fließend Wasser verfügt) im bestmöglichen Verhältnis.

    Equipment-Tipps als Basisausstattung
    Was benötigt man neben einem ordentlichen Röstprodukt und, unabhängig  von der jeweils gewählten Zubereitungsmethode, an Equipment?

    • Zum einen eine Kaffeemühle, da nur frisch gemahlene Kaffeebohnen in Frage kommen sollten (ein praktischer Nebeneffekt ist, dass die geröstete ganze Bohne als Aromatresor fungiert und darüber hinaus die Sauerei von verschüttetem Kaffeepulver in allen Poren des Transportbehältnisses vermieden wird).
    • Einen Topf, Kessel oder ähnliches oder aber die besagte Thermoskanne (dann allerdings nur für heißes Wasser!!)
    • Ein Kaffeelot oder noch besser eine kleine Feinwaage und optional ein Thermometer (diese beiden Teile sind spätesten nach der Infektion mit dem hinterhältigen Coffeeadic unabdingbar).

    So ausgestattet sollte es möglich sein, ein ordentliches „Schälchen Heißen“ überall auf der Welt zuzubereiten und auch bei der einen oder anderen Einladung zum Käffchen einen guten Eindruck beim potentiellen Gast (Zeltnachbar, Wohnmobil-Bekanntschaft, Wanderfreund, Weltenbummlerbekanntschaft etc.) zu hinterlassen.

    In den kommenden Wochen werden wir im Rahmen unseres Kaffee-Spezials, jeweils eine Methode genauer unter die Lupe nehmen und uns vom „Der feine Herr Kaffee-Experte“ erklären lassen, wie man ein ordentliches Ergebnis mit der jeweiligen Zubereitungsmethode erzielen kann. Im nächsten Teil wird „Der feine Herr Kaffee-Experte“ uns mit der Pour Over Methode vertraut machen. Seid gespannt auf Erkenntnisse und Wissen rund um die schwarze Bohne.

     

     

    Kaffee-Spezial 2
    Kaffee-Spezial 3
    Kaffee-Spezial 4
    Kaffee-Spezial 5

    MerkenMerken

    MerkenMerken

    MerkenMerken

    2 Kommentare
    • Antworten Carsten

      25. April 2018, 8:09

      Ein schöner Bericht. Lässt doch ein guter Kaffee den morgen angenehm starten oder auf einer Tour schön Enden. Und zwischendurch geht es natürlich auch immer. Ich glaube ich muss mir auch mal diese AeroPress genauer ansehen. Scheint ja eine interessante Alternative zu meiner favorisierten Pour Over Methode zu sein (am liebsten eigentlich mit einem klassischen Trichter aus Porzellan ).
      Bin gespannt auf den nächsten Teil!

    • Antworten Joshua Steinberg

      2. Mai 2018, 8:15

      Sehr informativ und eine guter Auftakt. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Serie. Endlich mal eine profesionelle Auseinandersetzung mit dem Thema, abseits der endlosen Thermoskannen-Tests und Instantkaffee-Diskussionen. Die Aeropress war mir bisher Fremd und ich habe mir gleich eine zugelegt. Genial das Teil. Übrigens kann man als Gewichtsfetischist statt der Waage auch eine Volumenmarkierung für die richtige Kaffee- und Wassermenge an der Aoeropress vornehmen und spart sich damit etwas Gepäck. Bin gespannt auf das was da noch kommen Mag. Vorab schon mal ein großes Lob!

    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!