Im Test: der Fahrradcomputer Sigma Pure 1 ATS

    Wer erinnert sich nicht an den ersten Fahrradcomputer in seinem Leben? Meistens ist es ein Sigma gewesen und häufig sind viele Erinnerungen mit ihm verbunden. Deshalb erfolgte beim Eintreffen des Fahrradcomputers Sigma Pure 1 erst einmal der Griff in die Schublade, in welcher der geliebte BC 800 vermutet wurde, mit dem man vor über 20 Jahren die 16 Kilometer lange Fahrt zur Schule durch das anspruchsvolle Terrain des bayerische Voralpenland zurücklegte. Und da, wo er nun in den Händen liegt, fühlt man wieder den Stolz für die wahnwitzige Leistung, mit einem klapprigen Rad den Schulweg unter 30 Minuten bezwungen zu haben, während man den Schweißgeruch mit erhobenem Haupte ignorierte, der nicht nur die hübschen Mädchen in der Klasse den gesamten Tag über von einem fernhielt.

    Keine Sorge, in diese missliche Lage gelangt man mit dem Pure 1 nicht. Dazu fehlen Funktionen wie Höchstgeschwindigkeit oder Durchschnittsgeschwindigkeit. Seine Funktionen beziehen sich auf die absoluten Basisfunktionalitäten. Diese sind:

    • Geschwindigkeit
    • Tagesfahrstrecke
    • Tagesfahrzeit
    • Gesamtstrecke
    • Gesamtzeit

    Alle weiteren Annehmlichkeiten wie Uhrzeit, Beleuchtung, Höhenmesser, GPS etc. fehlen. Demnach richtet sich der Fahrradcomputer nicht an diejenigen, die alles aufzeichnen wollen, sondern an diejenigen, die einfach nur die wichtigsten Werte wissen wollen – und das während der Fahrt auf einen Blick. Den Pure 1 gibt es in zwei Farbvarianten (weiß und schwarz) und als kabelgebundene und kabellose Version. Wir haben die ATS-Version getestet, die ohne Kabelverbindung auskommt.

    Das Design und die Verarbeitung des Sigma Pure 1

    Legt man den BC 800 neben den Pure 1 bemerkt man die 20 Jahre, die zwischen ihnen liegen. Das ist auch sehr gut so. Die Größe des Displays ist beim Pure 1 optimal; die Darstellung von drei Werten untereinander, davon die Geschwindigkeit vergrößert, bietet einen vollständigen Überblick. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das „Design“ der Zahlen: In Zeiten von Smartphones, Smartwatches und deren filigraner Abbildungen wirken die unteren Werte auf dem Display sehr gedrungen. Man ertappt sich dabei, bewusst auf das Display blicken zu müssen, um Tagesfahrzeit und Tagesfahrstrecke ablesen zu können; hier hätte eine „modernere“ Zahlengestaltung die Ablesbarkeit erleichtern können. Auf der Gegenseite hat man dadurch die Möglichkeit, auch noch bei spärlichem Licht etwas erkennen zu können. Das Gehäuse macht einen äußert stabilen und hochwertigen Eindruck. Das Display neigt bei sachgemäßer Anwendung nicht zu Kratzern. Dies lässt darauf schließen, dass ein unbeabsichtigter Fall des Pure 1 mit hoher Wahrscheinlichkeit glimpflich ausgehen könnte.

    Montage

    Die Montage ist wie von Sigma gewohnt sehr einfach und innerhalb weniger Minuten vollbracht. Voraussetzung dafür ist genug Selbstbewusstsein, um die Betriebsanleitung mit ihren neun Sprachen nicht bis ins kleinste Detail verstehen zu wollen. Der Magnet wird mit einem neuen, komfortablen Klickprinzip an den Speichen befestigt. Der Wireless-Sender und die Halterung finden ihren Platz mittels Gummibändern an der Gabel bzw. am Lenker. Es gibt immer wieder Kritik, dass die Gummibänder nicht für ausreichend Stabilität sorgen; dieser Kritik können wir uns nicht anschließen, was natürlich stark abhängig vom Gabel- und Lenkerumfang ist. Für den Fall der fehlenden Stabilität bietet Sigma immerhin die Option an, den Sender und die Halterung mittels Kabelbinder (nicht im Lieferumfang enthalten) zu befestigen.

    Hinweis für die Montage an Rennrädern:
    Leider hat der neue Magnetmechanismus den Nachteil, dass der Magnet deutlich „klobiger“ ausfällt. Falls der Abstand zwischen Speiche und Gabel unter 12mm liegt, schlägt der Magnet am Sender an (vor allem unter Belastung wie im Wiegeschritt). Deshalb empfiehlt es sich, die gegenüberliegende Speiche für die Anbringung des Magneten zu nutzen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Magnet und der Sender sehr weit oben montiert werden können, damit der Abstand zwischen Magnet und Sender nicht zu groß ist. Bitte überprüft diese Bedingungen vor dem Kauf![/button]

    Inbetriebnahme

    Man lässt den Pure 1 aus seinem Tiefschlaf erwachen, indem man den kleinen Set-Knopf auf der Rückseite des Pure 1 für einige Sekunden gedrückt hält. In Kombination mit dem Druckknopf auf der Unterseite wählt man die Maßeinheit (mp/h oder km/h) und anschließend die Reifengröße (entweder durch Auswahl einer vordefinierten Reifengröße wie 26- oder 28-Zoll oder durch die Eingabe des individuellen Reifendurchmessers) aus. Das war’s und es kann los gehen. Schön, dass es so einfach und schnell funktioniert.

    Bedienung

    Ist der Sigma Pure 1 erst einmal eingerichtet, ist alles weitere ein Kinderspiel. Aus alten Zeiten ist man den Schiebemechanismus von Sigma gewohnt. Dieser Mechanismus ist (bereits seit längerem) einem Drehprinzip gewichen, welches höchst komfortabel ist. Sobald der Pure 1 in die Halterung gedreht wird, wechselt er in den Bereitschaftsmodus, was durch eine veränderte Anzeige und ein „Wireless“-Symbol signalisiert wird. Wird nun in die Pedale getreten, reagiert der Computer unmittelbar und zeigt die Geschwindigkeit, die Tageskilometer und –fahrzeit an. Ein Druck auf die Taste wechselt in die Anzeige von Gesamtfahrzeit und Gesamtkilometer. Bleibt der Computer am Fahrrad, geht er in 2 Stunden in den „Standby“-Modus, der aufgehoben wird, wenn man die Taste an der Unterseite drückt. Nimmt man den Pure 1 vom Fahrrad, wechselt er in ca. 5 Minuten in den Schlafmodus, der wiederum bei Arretierung in der Halterung aufgehoben wird. Ein längerer Druck auf die Taste setzt die Tageskilometer und –fahrzeit zurück. Mehr muss man über die Bedienung nicht wissen.

    Der Pure 1 im Gebrauch

    Während des Testzeitraums schneite, regnete, stürmte es; dazwischen schien ab und zu die Sonne und nährte die Hoffnung auf lange Fahrradtouren. Die trostlose Zeit überstand der Pure 1 zweifellos klagloser als der Fahrer. Er verrichtete seine Aufgabe unbeeindruckt von den äußeren Umständen. Die ATS-Technologie funktioniert absolut einwandfrei und zuverlässig. Zu keinem Zeitpunkt kam es zu Funkabbrüchen oder Störungen. Selbst auf Freiburgs ruppigen Kopfsteinpflaster und auf mit Schlaglöchern geteerten Feldwegen im Schwarzwald waren keine Ausfälle zu verzeichnen. Darüber hinaus gewinnt man den Eindruck, dass die Werte unmittelbar zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht werden – was bei Funkverbindungen nicht immer der Fall ist. Im gesamten Testzeitraum musste kein Batteriewechsel vollzogen werden. Der Hersteller gibt die Batterielebensdauer mit einem Jahr an. Durch den sehr einfachen Wechselmechanismus der Batterien (übliche CR2032-Knopfzellen) wird auch das der Nutzungsfreude keinen Abbruch tun. Zu kritisieren gibt es aber eines: Bei einem Batteriewechsel werden die Gesamtfahrzeit und -fahrstrecke nicht gespeichert.

    Preis-/Leistung

    Der Sigma Pure 1 wird für ca. 20 EUR in der kabellosen Version und für ca. 30 EUR in der Funkversion verkauft. In diesem Preissegment tummelt sich eine Vielzahl weiterer Fahrradcomputer, die einen deutlich höheren Funktionsumfang bieten.

    Das Alleinstellungsmerkmal bleibt die dreizeilige Anzeige, was defintiv von großem Nutzen ist. Ob einem dies, die aufs Wesentlich reduzierte Funktionen und die damit einhergehende Bedienerfreundlichkeit den Preis wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Wir kamen nicht umhin, uns auf Touren ab und zu die Darstellung einer Uhrzeit zu wünschen, um den Blick auf die Uhr oder aufs Handy zu vermeiden. Auch eine dezente Hintergrundbeleuchtung hätte in den zahlreichen Fahrten in der Dunkelheit ab und zu für Freude gesorgt. Diese Maßnahmen gehen natürlich dann zu Lasten der Batterielebensdauer.

    Fazit

    Der Name ist Programm: Für Puristen ist der Fahrradcomputer Sigma Pure 1 genau das Richtige. Die Darstellung von drei Werten auf einmal, seine äußerst unkomplizierte Bedienung und seine beeindruckende Zuverlässigkeit machen ihn zu einem gewissenhaften und unerschütterlichen Begleiter in allen Wetterlagen. Kritisch zu bewerten ist der deutlich breitere Magnet, der die Montage an Rennrädern erschwert. Und für alle, die auf möglichst viele Funktionen Wert legen, ist der Pure 1 sicherlich nicht die richtige Wahl. Aber man sollte daran denken, dass eine Reduktion nicht nur beim Essen manchmal sehr förderlich sein kann. So kommt man jedenfalls nicht in die Versuchung, eine neue Bestmarke in Sachen Höchstgeschwindigkeit zu setzen, indem man mit seinem klapprigen Rad den Schauinsland hinaufeiert, um anschließend nach Freiburg halsbrecherisch hinabzujagen. Die mittlerweile zu Frauen gewordenen Mädchen werden es einem hoffentlich danken.

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    Bewertung
    • 8/10
      Montage und Halterung - 8/10
    • 7/10
      Verarbeitung und Design - 7/10
    • 10/10
      Bedienung - 10/10
    • 8/10
      In Betrieb - 8/10
    • 6/10
      Preis-Leistungsverhältnis - 6/10
    7.8/10
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