Einleitung:
    Der Brustgurt – immer leichter, kleiner und bequemer ist er geworden und möchte so allen herzfrequenzbasiert Trainierenden gefallen. Jedoch entstand hier in den letzten Jahren keine Liebesbeziehung, sondern eher ein Zweckbündnis. Mittlerweile setzen einige Hersteller auf Messverfahren am Handgelenk und sorgen so für ein Bröckeln dieses Bündnisses. Auch Epson, die unter dem Namen Runsense mit mehreren GPS Sportuhren auf dem Markt debutieren, haben ihr Spitzenmodell SF-810 mit einem an der Uhr verbauten Sensor ausgestattet. Ist die Gurtpflicht also Geschichte? Wir sind nicht nur dieser Frage im Falle Epson Runsense SF-810 nachgegangen.

    Der Test:
    Zuerst fällt auf, dass die Epson Runsense SF-810 für eine akkubetriebene Sportuhr mit verbautem GPS-Sensor äußerst schlank und unklobig daher kommt. Sie schmiegt sich perfekt um das dünne Handgelenk und drückt nicht, was bei anderen voluminösen Geräten leider oft der Fall ist. Auf der inneren Gehäuseseite befindet sich, gut erkennbar, der Lichtsensor, welcher die Pulsmessung am Handgelenk vornimmt. Nach dem erstmaligen Aufladen über die USB Ladestation der GPS-Sportuhr, muss diese zuerst mit den persönlichen Sportlerdaten konfiguriert werden. Was leider nicht via PC oder Smartphone möglich ist, sondern direkt über das Bedienungsmenü der Uhr erfolgt und sich so etwas aufwendiger gestaltet.

    Die Herzfrequenz wird ausschließlich in bpm (Schläge pro Minute) abgebildet. Wer bisher nach Prozent seiner maximalen Herzfrequenz trainiert hat, muss sich umgewöhnen. Insgesamt fällt auf, dass die Epson Runsense SF-810 bei der Anzeigendarstellung auf Spielereien und Gimmicks verzichtet und man sich auf wesentliches beschränkt. Die Uhr bietet im Trainingsmodus 4 konfigurierbare Messanzeigen mit maximal 3 Zeilen an. Durch die Kompaktheit des Gerätes herrscht im 3-Zeilen-Modus schon ordentlich Betrieb auf dem Uhrendisplay, jedoch sind noch alle Werte gut ablesbar. Die Pulsfrequenzermittlung stottert und schwankt bei der Premiere noch stark und es war nötig, die Uhr immer mal wieder neu auszurichten. Auffallend war hier, dass die Runsense schon sehr drall am Handgelenk getragen werden muss, um eine konstante Messung zu gewähren. Auf Erschütterungen und schnelle Bewegungen reagiert sie mitunter empfindlich.

    Die GPS Ortung war im Vergleich zu anderen Uhren relativ langsam. Punkten kann die SF-810 mit einer Meter genauen Streckenlängenanzeige. Sehr ungenau ist allerdings die Höhenmessung (positive und negative Höhenmeter), somit ist die Uhr für Trailrunner fast nicht zu gebrauchen. Besonders gut gefallen hat uns, dass neben der Schrittfrequenz auch die Schrittlänge aufgezeichnet wird. Für Läufer die an ihrer Technik arbeiten ein wichtiges Feature. Auf die ermittelte Schrittlänge greift die Epson dann auch bei einem GPS-Ausfall zurück und gewährt so eine lückenlose Distanzmessung. Neben der Tastenbedienung lässt sich die Sportuhr während des Trainings auch über die „Tipp-Funktion“ durch tippen auf das Display bedienen. Sie kann mit 3 Funktionen belegt werden: Licht, Anzeige wechseln und Runde nehmen. Was beim Laufen oder Biken auf gut ausgebauten Strecken sehr proper gelingt, stellt sich im Geländeeinsatz als Problem dar. Beim MTB-Einsatz hat die Uhr nahezu auf jede Erschütterung reagiert. Funktionen wie Intervallprogrammierung, Zieltempomessung und die automatische Pause, runden das Spektrum der SF-810 ab, womit sie sich von der Ausrichtung als klassische Trainigs- und Wettkampfuhr für Läufer positioniert.

    Die ermittelten Daten können nun auf das Espon eigene Webtrainingsportal „Runsense View“ übertragen und archiviert werden. Ebenso wie die GPS-Uhr präsentiert sich das Portal ohne Spielereien, trotzdem wurden Social Media Schnittstellen zu Twitter und Facebook nicht vergessen. Leider lässt sich im Feld Temperatur, welche die Uhr nicht misst, nachträglich keine Eintragung machen und eine Kartenansicht (z.B. Google Maps) hätten wir uns schon noch gewünscht. Zusätzlich besteht die Möglichkeit die GPS-Sportuhr über die Epson App „Runsense Connect“ (Android/IOS Version) mit dem Smartphone zu koppeln. Die App ist das Abbild des Webportals und funktionierte auf unserem Android Smartphone einwandfrei. Auf Kompatibilität wurde im Hause Epson geachtet, so ist die Runsense SF-810 mit beliebten Fitness Apps wie Strava kompatibel.

    Fazit:
    Überzeugt hat uns die metergenaue Distanzmessung und die Schrittfrequenz-/Schrittlängenmessung. Die Ermittlung der positiven und negativen Höhenmeter ist so ungenau, dass wir der Runsense SF-810 eine Geländetauglichkeit absprechen. Vielleicht verbessert sich das durch ein Software Update – hier besteht dringend Handlungsbedarf seitens des Herstellers. Ebenso konnte uns die Herzfrequenzmessung über das Handgelenk nur mit Abstrichen überzeugen, so hatten wir während des Trainingsbetriebs des öfteren kurze Ausfälle, die bei einer klassischen Messung über den Pulsgurt doch deutlich seltener vorkommen. Allerdings haben die gemessenen HR-Daten unserem Kreuzvergleich mit der klassischen Messung standgehalten. Lobenswert ist eine Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden bei GPS- und Pulsmessung, die wir der kleinen Uhr anfangs nicht zugetraut hätten. Die Passform ist sehr angenehm und drückt nicht – wie gemacht für das dünne Handgelenk, jedoch büßt die GPS-Uhr einen Teil davon durch das recht enganliegende Tragen zur Sicherstellung einer lückenlosen HR-Aufzeichnung wieder ein. Was bleibt ist eine Sportuhr, ausgerichtet für den Laufgebrauch, für Läufer die hauptsächlich in der Ebene trainieren und als Alternativsportart Radfahren oder mal ins Fitnessstudio gehen, Brustgurte hassen und auf übertriebenen Schnickschnack gerne verzichten. Für uns besteht aber weiterhin Gurtpflicht.

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