„Drei Streifen gegen Puma“ von Barbara Smit ist ein spannendes Buch und gibt zum Teil erschreckende Einblicke in die Geschichte und Gegenwart der beiden mächtigen Sportkonzerne.

    „Drei Streifen gegen Puma“ von Barbara Smit beschreibt weniger die jahrzehntelange Auseinandersetzung der Familie Dassler, die in der jüngsten Vergangenheit zum Beispiel in der ARD TV-Produktion „Die Dasslers“ oder dem RTL-Streifen „Duell der Brüder“ über den Fernseher in die Wohnzimmer flimmerten. Vielmehr befasst sich das Buch mit der wirtschaftlichen (Erfolgs)Geschichte der Firmen Puma und adidas, den wohl wichtigsten Sportunternehmen in Deutschland. Dass dabei die familiären Verstrickungen immer wieder eine Rolle spielen (müssen), liegt in der Sache- oder besser gesagt – in der Familie an sich begründet. Der Fokus des Buches istmehrheitlich auf die Beschäftigung mit den drei Streifen gerichtet, die schnell dem Raubtier den Rang abgelaufen haben. Was vielmehr erschreckt als der Zwist der Familien, der seinen Ursprung in Adi und Robert Dasslers Zerwürfnis hatte, sind die zum Teil skrupellosen Machenschaften machthungriger und geldgieriger Persönlichkeiten, die den Erfolg beider Unternehmenkennzeichnen.

    Wenn wahrscheinlich auch noch verhalten, nehmen zum Beispiel ehemalige Weggefährten Horst Dasslers, seinen Managern, seinen Schwestern oder dem Puma-Zweig der Familie Stellung zu der erfolgreichen Positionierung beider Marken in der Sportpolitik und des internationalen Sportbusiness. Die Autorin zeichnet vieles nach, legt vieles offen und im Grunde genommen möchte der Leser auch nicht noch tiefer hinter die Kulissen blicken. Jedenfalls nicht, wenn er selbst einen Rest von moralischem Anstand in sich trägt. „Drei Streifen gegen Puma“ liest sich wie ein (Wirtschaft)Krimi mit einem hohen Spannungsbogen, nur dass es kein Verbrechen als Ursache der Geschichte gibt, das aufgeklärt gehört. Dazu sind die Geschäftspraktiken der Nachfahren Adi Dasslers auch viel zu verzwickt und viel zu oft am Rande einer skrupellosen Machtpolitik. Erschreckend dabei ist auch, dass Horst Dassler als einziger Sohn Adi und Käthe Dasslers in seinen Machthunger manövriert worden ist und der ursprüngliche Bruderzwist sich wie ein roter Faden durch sämtliche Generationen der Familie hangelt.

    Die besten Schuhe der Welt für jeden Sportler – der Anspruch Adi Dasslers wird mit dem Erfolg des Unternehmens zunehmend ad absurdum geführt. Vielmehr geht es um Macht, Marktanteile und nicht zuletzt um persönliche Vorteile. Adidas besaß als Weltkonzern schon immer eine ungeheure Zugkraft und ein kaum zerstörbares Image. Selbst wenn das Unternehmen aufgrund von Misswirtschaft weniger wirtschaftlich florierende Zeiten erlebte und mitunter dem Pleitegeier mit knappem Vorsprung entkommen ist, seine Anziehungskraft war und ist von jeher unbegrenzt. Barbara Smit gelingt es mit dem Buch, alle Seiten ziemlich offen zu legen: die wirtschaftliche, die marketing-strategische und zum Teil auch die persönliche Seite der ausgewählten Beteiligten.

    Auch wenn sowohl Puma als auch adidas als Unternehmen bei weitem keine reine Erfolgsgeschichte aufweisen und sich beide Unternehmen von Tiefschlägen im Laufe der Geschichte (und der Gegenwart) erholen mussten und müssen, adidas und Puma sind Machtinstrumente in der Sportpolitik, die weltweit großen Einfluss genommen haben und voraussichtlich immer noch nehmen werden. Dass selbst die erfolgreichsten Macher und Manager aufgrund persönlicher Rivalitäten oder aufgrund von Ahnungslosigkeit und Misswirtschaft ausgebootet werden, besitzt – so wie es Barbara Smit beschreibt – eine tragische Note. Doch am Ende winkt fast immer eine entsprechend hohe Abfindung, mit der es sich ein gutes Leben gestalten lässt. Tragisch sicherlich auch der frühe Tod Horst Dasslers, der sich für seine Projekte mit Leib und Leben aufgeopfert hat oder die Einsamkeit Käthe Dasslers nach dem Tod ihres Mannes. Ein weiterer glanzloser Punkt in der Geschichte adidas sicherlich auch das Ausbooten von Gilberte Beaux, die lange um die Existenz des Unternehmens gekämpft hatte und am Ende mit vergleichsweise leeren Händen da stand, während sich das Engagement von Robert-Louis Dreifus und seinem Partner Christian Tourres richtig gelohnt hat. Sie brachten adidas zurück auf die Siegerstraße und ernteten am Ende ihres Engagements die Lorbeeren mit vollen Händen. Es ist eine gekonnte Mischung aus menschlichen Tragödien und wirtschaftlichen Erfolgen und Misserfolgen, die Barbara Smit mit ihrem Buch, das übrigens im riva Verlag erschienen ist, nachzeichnet.

    Wie sehr Persönlichkeiten den Erfolg und den Misserfolg einer Marke bestimmen können, legt das Buch schonungslos offen. Gelingt es Jochen Zeitz Puma zunächst als Sport Lifestyle Marke zurück in die erste Liga zu führen, verliertnach wenigen äußerst erfolgreichen Jahren die Raubkatze genauso schnell wieder an Tempo. Eine Flaute, deren Nachwirkungen bis heute anhalten. Die Weitsicht zur Internationalisierung eines Herbert Hainers und das Geschick, große Charaktere des Sports und deren Einfluss zu binden, machen zwar nur einen Teil der jüngsten adidas Erfolgsgeschichte aus, aber eben auch einen wichtigen.

    Die Professionalisierung des Sports und die Positionierung von Marken durch Marketing hat dem kritischen sportbegeisterten Beobachter den Spaß am Sport zunehmend genommen. Blickt man mit der Lektüre „Drei Streifen gegen Puma“ noch tiefer in die Machtinstrumente großer Unternehmen, spätestens dann hat man den Glauben daran verloren, dass die Sportler im Mittelpunkt des Sportgeschehens stehen. Machtbesessene und am Rande der Skrupellosigkeit agierende Unternehmer oder undurchschaubare Konsortien verwalten den Sport mit maximaler Gewinnausbeute. Wer tatsächlich einen Blick hinter die Kulissen riskierenund ein Stück sportlicher Wirtschaftsgeschichte mitnehmen möchte, der ist mit dem Buch von Barbara Smit bestens beraten. Jedenfalls viel besser als mit den TV Produktionen.

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