Das Publikum dürfte sich weitestgehend einig sein: Die EOFT 2017 lohnt sich und der Höhepunkt des Programms kommt am Ende!

    Wenn ein Mensch kurz vor dem Ziel aufgeben und umkehren muss, ist es oftmals wie ein Schlag ins Gesicht, der mitunter zu Tränen rührt. Nun, so nah war die Dame vor mir in der Schlange am Ticketschalter der EOFT, die am 6. November im Kongress Palais in Kassel gastierte, nicht am Wasser gebaut.

    Lediglich ihre Gesichtsmimik deutete zunächst Unglaube und danach eine Mischung aus Enttäuschung und Empörung an. Denn laut der Website waren Karten für den Tourstopp in Kassel noch verfügbar und zehn Minuten nach Öffnung des Schalters hieß es: ausverkauft! Heißt also, dass man als EOFT Newcomer genau das tun sollte, was alte outdoorbegeiste EOFT-Hasen schon länger wissen: Karten unbedingt rechtzeitig reservieren! Das dürfte auch für die weiteren Stationen der diesjährigen EOFT gelten.

    Laut Veranstalter fanden sich in Kassel 1.300 Gäste ein, im Saal war nun wirklich für keine Mücke mehr Platz und als endlich die letzten Karteninhaber ein Plätzchen gefunden hatten, konnte es mit ein paar Minuten Verspätung los gehen. Und wie in jedem Jahr bietet auch die aktuelle EOFT mal gewaltige Impressionen, mal inspirierende und kontroverse Geschichten, mal amüsant und dann wieder nachdenklich, auf jeden Fall mit einem Grande Finale. Mögen die Geschmäcker auch unterschiedlich sein, „La Congenialita“ mit den Protagonisten Simone Moro und Tamara Lunger ist wahrscheinlich für viele das Highlight der aktuellen EOFT.

    Und so verschmelzen die Eindrücke eines großartigen Filmabends auch noch in der Nacht vor dem geistigen Auge in grandiose Momente. Ob die waghalsigen Lines der Freerider aus „Ushba“, die Downhill-Künste der drei MTB-Freunde aus „Follow the Fraser“, die unwirkliche Reise zur wohl kältesten Kajak-Tour der Welt aus „Into Twin Galaxies“, die Gletscherimpressionen auf Skiern aus „Ice Call“ oder die Tour in einem selbst gezimmerten Einbaum-Boot in „Dug out“, die trotz vieler amüsanten Momente viel Stoff zum Nachdenken und zur Reflektion bietet. Die Story der Steph Davis in „Choices“ sorgt mit Sicherheit für kontroverse Diskussionen, aber das kennen wir ja schon von dem vorherigen Programm. Ein wenig Provokation in Form von maximaler Risikobereitschaft beim Speil mit dem Tod gehört wohl mittlerweile dazu. Nur gut, dass Utah eine wunderschöne Landschaft zu bieten hat. Begeben wir uns vom Anfang wieder zum Ende des Programms, denn „La Congenialita“ lässt uns spät in der Nacht mit dem tiefen und befriedigenden Gefühl zurück, den genialen Partner an seiner Seite zu haben.

    Schade für die Dame, die vor mir am Ticketschalter umsonst angestanden hatte. Ich wünsche ihr, dass sie nicht aufgibt und noch eine Karte für einen anderen Tourstopp ergattert. Es lohnt sich, ein paar Kilometer mehr in Kauf zu nehmen und vielleicht sind dort die Getränkepreise auch humaner gestaltet, als es im Kasseler Kongress Palais der Fall war. Outdoorhosen haben keine unbegrenzten Möglichkeiten.

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