Der erste Film für die European Outdoor Film Tour 2017/18 steht mit Choices fest und dieser Beitrag ist weit mehr als ein Appetitanreger, denn Steph Davis führt ein Leben am Abgrund – faszinierend, berührend und authentisch.

    Was steht heute auf dem Programm? Ein paar Skydives vor dem Mittagessen – oder doch lieber ein Basejump? Eine solche Entscheidung gehört bei Steph Davis zum Alltag. Könnte sie ihre Hündin fragen – Cajun würde vermutlich lautstark für den Basejump votieren. Der Motorenlärm und die vielen fremden Menschen auf dem Flugplatz machen ihr Angst. Ein Basejump dagegen ist ein Ausflug, wie sie ihn mag: da folgt sie Steph geradezu aufgekratzt bis auf den Gipfel einer steilen Felswand. Wartet, bis sich Stephs Fallschirm nur wenige Sekunden nach ihrem Absprung in die Tiefe mit einem lauten Knall öffnet, späht den Landeplatz aus und läuft schnurstracks den Berg hinunter. alles in allem ein ganz normaler Freitagmorgen in der Nähe von Moab, Utah.

    Das ist der Ort, den die Kletterin und Basejumperin Steph Davis seit über zwanzig Jahren ihr Zuhause nennt. Das kleine Haus am Rand der Stadt teilt sie mit Partner Ian, Hündin Cajun und Kater Mao. Es ist eine kleine Oase inmitten der kargen Wüstenlandschaft, wo zartes Grün nur spärlich gesät ist und vertrocknete Sträucher sich bis zum Horizont erstrecken – oder bis zur nächsten Felswand. Es war auch dieser markante rote Sandstein und die unzähligen Kletterrouten, die Steph Davis Mitte der 90er Jahre dazu bewegten, ihr damals noch ungebundenes Vagabunden-leben an den Nagel zu hängen und ihr Haus auf vier Rädern gegen eines mit vier Wänden einzutauschen.

    Heute ist Steph Davis 43 Jahre alt. Sie besitzt Hund, Haus und Garten – doch abgesehen davon hat ihr Leben nichts mit dem ihrer Nachbarn gemein, die ihre Kinder zur Schule bringen, regelmäßigen Jobs nachgehen und einmal im Jahr in den Urlaub fahren. dabei war genau das der Weg, der auch für sie vorgezeichnet war – bis sie 1991 das Klettern für sich entdeckte. Für das Klettern brach sie ihr Jurastudium ab, lebte jahrelang in ihrem Auto und von der Hand in den Mund. Eine ungewöhnliche Entscheidung, doch nach und nach gaben die Erfolge ihr recht. Steph Davis ist die erste Frau, die alle Gipfel der Fitz Roy Massivs in Patagonia bezwungen hat. die Erste, die die Salathé Wall am El Capitan im Yosemite Valley freigeklettert ist. und auch die erste Frau, die eine mit 5.11 bewertete Route free solo durchstiegen hat – also ohne Sicherung und ohne Seil. Für Steph ist das die reinste Form des Kletterns. aber auch jene mit dem größten Risiko und den größten Konsequenzen.

    Steph Davis ist sich bewusst, dass sie ein Leben am Abgrund führt. Vor vier Jahren verlor sie ihren Ehemann Mario Richard bei einem gemeinsamen Wingsuit-Basejump in den Dolomiten. auch ihr erster Ehemann Dean Potter starb 2015 bei einem Wingsuit-Basejump. trotzdem lässt Steph der Traum vom Fliegen nicht los – und auch ihr jetziger Freund Ian teilt diese Leidenschaft. eoft.eu

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