Wenn ich es nicht wusste, warum sollten es dann viele andere wissen? Auch als gewiefter und weit gereister Ultraläufer und Trailrunner war für mich Britannien alles andere als ein Trailrunning-Revier erster Güte und erst bei genauerer Betrachtung fällt ins Auge, dass im britischen Lake District die Laufsportmarke inov-8 seinen Firmensitz hat.

    Das sollte doch seine Gründe haben. Was also ist denn eigentlich dieser Lake District? Ein paar grüne Hügelchen, mieses Wetter und skurrile Typen – das hört sich nicht unbedingt einladend an. Und Fellrunning? Jaja, die Briten braten gerne ihre Extrawürste und spielen in sportlicher Hinsicht im Rest des europäischen Kontextes wohl eher die Geige in der hintersten Reihe.

    Foto by Britta Sendlhofer

    Dr. Internet befragt, drängen sich Veranstaltungen auf wie der Lakeland 100, das Spine Race, welches jedoch nicht im Lake District beheimatet ist, oder Triathlonveranstaltungen wie der Keswick oder Lakesman Triathlon. Doch auch da sind die Briten wohl eher unter sich. Schade eigentlich, denn überspringt man die Hürden seiner eigenen Vorurteile, überschreitet man neugierig die Grenzen und tritt die Reise in jenen Lake District an, der gerade einmal rund 130 Kilometer von Manchester entfernt ist, offenbart sich eine andere, eine neue Welt, die auf Anhieb zu begeistern weiß.

    INOV8 Athlet Ben Abdelnoor in Begleitung seines Collies, Foto by Britta Sendlhofer

    Um es vorweg zu nehmen: Ein Vorurteil wird bestätigt: Der Lake District ist das Land der Schafe und der Hütehunde. Für Tierfreunde und Naturliebhaber, einmal abgesehen davon ob Läufer oder nicht, ist der Lake District ein Paradies. Zahlreiche fast unberührte Seen, weite und zum Teil schroffe Landschaft, abwechslungsreiche Trails und wer Höhenmeter in rauer, aber ursprünglicher Natur sammeln möchte, der ist hier genau richtig. Saftige Wiesen und Weiden, steile und äußerst steinige Pfade, rasante Downhills und „Berge“ auf 1000 Metern Höhe und mehr, stellen ihre Ansprüche an Kondition und des Läufers Muskulatur. Selbst versierte Trailrunner kommen angesichts des anspruchsvollen Geläufs auf ihre Kosten, wenn nicht an ihre Grenzen. Diese werden ihnen spätestens aufgezeigt, wenn sie versuchen, sich auf eigene Faust auf den Weg zu machen. Hinweisschilder oder markierte Wege sind Mangelware, Fellrunning bedeutet querfeldein und da darf gerne auch schon einmal eine Bach- oder Flussüberquerung dabei sein. Um so schwerer fällt die Orientierung, denn so abwechslungsreich und schön die Landschaft auch ist, sie ist spärlich besiedelt und neuralgische Orientierungspunkte nur äußerst schwer auszumachen.

    Ambleside und Lake Windermere, Foto by Britta Sendlhofer

    Dem Material wird auf den anspruchsvollen Trails alles abverlangt. Downhill muss man sich auf absolut sicheren Halt bei seinem Partner Schuh verlassen können, wenn es sumpfig und feucht wird, muss die Suppe auch wieder raus aus dem Schuh und bei heftigen Schauern oder Nieselregen sollten die Schuhe nicht gleich aufweichen. Bergauf müssen sie einen sicheren Tritt auch bei rutschigem Untergrund bieten. Das komplette Material – ob Schuh oder Textil – wird auf eine harte Probe gestellt, genau wie der Mensch, der sich der wundervollen, aber oftmals auch unbarmherzigen Natur aussetzt. Kein Wunder also, dass sich die eine oder andere Marke hier draußen ein Dach über den Kopf gönnt. Das Terrain zum Testen könnte wie auch das wechselhafte Wetter kaum besser sein.

    Wer jetzt Hurra schreit und echtes und einsames Trailrunning auf eigene Faust im Lake District erleben möchte, sollte sich nicht kopflos ins Abenteuer stürzen. Eindrücke, die auch Volker Brusius, Geschäftsführer des Laufsportfachgeschäfts 7G-Runergy in Bad Honnef aufgrund eigener Erfahrungen nur bestätigen kann. Er begab sich in diesem Jahr in den Lake District, um die legendäre Bob Graham Runde (66 Meilen, ca. 8.200 Höhenmeter und 42 Gipfel in weniger als 24 Stunden) zu laufen. Nicht etwa an einem Stück, sondern in Etappen.

    INOV8 Athlet Ben Abdelnoor unterwegs in der Dämmerung, Foto by Britta Sendlhofer

    „Der letzte Abstieg am ersten Tag war gekennzeichnet von extrem vorsichtigem herunterklettern. Am zweiten Tag zog ich es vor, die letzten 3 Gipfel auszulassen. Am dritten Tag bin ich dann keinen einzigen Meter mehr gelaufen, sondern nur noch gewandert und habe dennoch die Hälfte der Gipfel wahlweise links oder auch rechts liegengelassen. Am vierten Tag bin ich ebenfalls nur gewandert und habe keinen einzigen Gipfel erklommen. Am letzten Tag wieder nur gewandert, da aber auf alle drei verbliebenen Gipfel hinauf. In der Summe habe ich 21 statt 42 Gipfel bestiegen, jedoch keinen einzigen der technisch schwierigsten, statt 106 ca. 90 km geschafft und abends völlig platt in die Federn eingesunken. Willkommen im Lake District“ führt der erfahrene Läufer aus. Unbedingte Voraussetzungen für den Solo-Trip: Der Track gehört auf einem GPS-Gerät gespeichert, um allzu große Umwege oder Verlaufen zu verhindern und in Ergänzung eine richtig gute Wanderkarte sowie unabdingbar die Bob-Graham-Laufkarte.

    Start beim Coledale Fell Race, Foto by Britta Sendlhofer

    Eine Vernunft-basierte Planung ist also notwendig, ein langsames Herantasten unbedingt ratsam und noch besser ist, wenn man sich von heimischen Guides leiten lässt. Dann, nur dann steht dem unbändigen Laufvergnügen im Lake District nichts mehr im Wege. Übrigens sind die Einwohner im Lake District äußerst hilfsbereit und zuvorkommend, vielleicht nicht gerade immer redselig und manchmal braucht es seine Zeit oder das eine oder andere Bierchen, damit die kühle Gemütsbrise der Warmherzigkeit weicht. Doch Bescheidenheit ist auf dieser Welt leider ein seltenes Gut und wer der Posermentalität entkommen möchte, der ist im Lake District genau richtig. „Der Lake District zeichnet sich für mich auch durch seine entspannte Atmosphäre aus“ berichtet Volker Brusius „Beeindruckend ist die Höflichkeit der Menschen. Sie sind immer bereit für ein nettes Gespräch, selbst die schnellen Läuferinnen und Läufer halten gerne bei ihren Trainingsrunden für ein Schwätzchen an“.

    Foto by Britta Sendlhofer

    Das Profil im Lake District bietet übrigens auch hervorragende Strecken für Trailrunning-Einsteiger. Grund genug für Brusius, im nächsten Jahr über seinen Laufladen ein Trailrunning-Camp im Lake District anzubieten. Willkommen sind sowohl ambitionierte Läufer als auch Trail-Einsteiger, die Gruppengröße liegt ungefähr bei 11 Leuten, damit eine individuelle Betreuung gewährleistet ist. Brusius konnte für die beiden Camps (22. – 29. April und 29. April – 6. Mai 2017) mit Sarah McCormack die Irische Cross Country Meisterin 2014 und mit Paul Tierney den Sieger des legendären Lakeland 100 gewinnen, beides hervorragende Läufer, die im Lake District beheimatet sind und die Trails kennen wie ihre Westentasche. „Spätestens als wir bei meinem ersten Aufenthalt im Lake District über eine Steinmauer geklettert sind und über eine Schafswiese off-trail liefen, war mir klar: genau das ist es, genau so will ich laufen; und dies auch mit anderen Trail-Begeisterten teilen, die Freiheit, Bescheidenheit, Respekt vor und Freude an der Natur zu schätzen wissen.“ Alle Informationen zum 7G-Runergy Trail-Camp gibt es unter 7G-runergy.de oder per e-mail unter info@7G-runergy.de.

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