Dieses Jahr wirft der Ironman Hawaii einen ganz besonderen Schatten voraus: Jürgen Zäck wird sich unter den Age Groupern tummeln. Ein Grund für uns, den Ex-Triathlon Profi aus Koblenz, der seinen Lebensmittelpunkt seit einigen Jahren im thailändischen Phuket gefunden hat, unter die Lupe zu nehmen.

    Jürgen Zäck / Foto: Z-Coaching

    „You are an ironman!“ Welcher Triathlet träumt nicht davon, einmal in seinem Leben diesen Satz unter dem Zielbogen von Kailua-Kona zu hören? Kein Triathlon zieht so viele Menschen in seinen Bann wie die legendäre Ironman Veranstaltung auf Hawaii. Dieses Jahr wirft der Ironman Hawaii einen ganz besonderen Schatten voraus: Jürgen Zäck wird sich unter den Age Groupern tummeln. Ein Grund für uns, den Ex-Triathlon Profi aus Koblenz, der seinen Lebensmittelpunkt seit einigen Jahren im thailändischen Phuket gefunden hat, unter die Lupe zu nehmen.

    Fotos: Ingo Kutsche

    Wer erinnert sich nicht noch an die Ära von „Zäck Attäck“? Jürgen Zäck kam allerdings erst über Umwege zum Triathlon-Sport. Wäre es nach seinem Sportlehrer in der Schule gegangen, dann hätte er es aufgrund seiner eher kräftigen Statur mit Kugelstoßen versuchen sollen. Jürgen, der schon seit früher Kindheit recht erfolgreich im Fußball und Tennis unterwegs war, wollte aber nur eins: Laufen! Wie er selbst sagt fühlte er sich in den anderen Sportarten zu sehr eingeengt und wollte sich außerhalb der Seitenlinien und Zäune bewegen. Inspiriert und fasziniert von den großartigen legendären Laufduellen der Spitzenathleten Sebastian Coe und Steven Ovett Anfang der 1980er Jahre, trotzte Jürgen den Empfehlungen seines Sportlehrers, kehrte Fußball und Tennis den Rücken zu und begann nicht mit dem Kugelstoßen, sondern tatsächlich mit dem Laufen. Der Erfolg gab ihm recht. Im Alter von 16 Jahren lief er die 800 Meter in 1:57 Minuten. Auf den Mittelstrecken über 800 und 1500 Meter fühlte er sich wohl, genoss die Freiheit, die das Laufen für ihn mit sich brachte.

    1983, im Alter von 18 Jahren, musste Jürgen wegen Problemen mit den Achillessehnen eine Zwangspause beim Laufen einlegen. Da er die Form nicht komplett verlieren wollte, fuhr er in den nächsten Monaten sehr viel Fahrrad. Spontan meldete er sich für den ersten Koblenzer Triathlon an. Schwimmen konnte er zwar, aas Kraulen hatte er sich selbst beigebracht und gewann schließlich seinen ersten Triathlon. Überrascht war vor allem Jürgen selbst, wie er sagt. Damit war der Grundstein für Zäck Attäck gelegt. Neben dem Triathlon-Training legte Jürgen aber auch Wert auf eine solide Grundlage neben dem Sport. So folgte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, die ihm später bei der Firmengründung von RTI Sports nützlich war. Triathlon war in den 1980er und 1990er Jahren keine Sportart, bei der man als Profi seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte und so war Jürgen immer noch nebenbei in seiner Firma tätig. Seine Anteile in der Firma verkaufte er sieben Jahre nach der Gründung.

    Foto: Ingo Kutsche

    23 Jahre war Jürgen Zäck im Triathlon Zirkus rund um die Welt unterwegs bevor er 2006 beschloss, dass es mit 41 Jahren an der Zeit wäre, seine Athletenlaufbahn zu beenden. Acht Ironman Siege, der Sieg beim Powerman Zofingen 1992, der zweite Platz auf Hawaii 1997 und derselbe Rang in Roth 1997 mit einer legendären Zeit von 7:51:42 Stunden, gehen auf sein Konto und haben sicher dazu beigetragen, dass Deutschland die Faszination Triathlon für sich entdeckt hat.

    Gefragt nach den emotionalsten Momenten seiner langen Triathlon Karriere schwärmt er von Roth. Die Nähe zu den Zuschauern sei dort eine ganz besondere und daher das Rennen immer besonders emotional. Und dann erzählt er noch von Kona 1998. Für ihn unvergessen, aber den meisten Menschen wahrscheinlich nicht präsent. Nach einem Raddefekt startete Jürgen Zäck eine furiose und verrückte Aufholjagd nach dem Wendepunkt, um einen Abstand von vier Minuten zur Spitzengruppe wett zu machen. Es gelang ihm, aber der Preis den er bezahlte war hoch, denn beim Marathon „ging er komplett hoch“ wie er es selbst beschreibt. Die letzten 12 Kilometer auf der Laufstrecke waren eine einzige Qual, laufen nicht mehr möglich und so wanderte er als 248. über die Ziellinie. Neben der riesigen Enttäuschung war das für Jürgen aber eines der emotionalsten Rennen überhaupt. Er hatte die Möglichkeit ein solches Rennen einmal von einer anderen Seite zu betrachten und mit anderen Augen zu sehen, einfach als Finisher, so beschreibt Jürgen dieses Erlebnis. Es gibt sicher nicht viele Profi Triathleten, die solch ein Rennen zu Ende bringen und diese Erfahrung mitnehmen.

    Nach Ende seiner Profikarriere hat Jürgen ungefähr fünf Jahre weder einen Triathlon gemacht, noch ein Triathlon Training absolviert. Er ist gelaufen, Rad gefahren und auch geschwommen, aber nicht nach Plan, sondern um die Freiheit der Bewegung zu spüren. Sport nach Laune. 2011 kam dann ein Angebot aus dem wunderschönen Phuket um dort als Trainer zu arbeiten. Da musste Jürgen nicht lange überlegen, war die Insel in Süd-Thailand schon seit 1997 ein beliebter Aufenthaltsort des Koblenzers. Seither lebt und arbeitet Jürgen nun in Phuket. Zunächst war er Direktor bei der Triathlon Akademie Thanyapura. Seit Juni 2015 ist er selbstständig und leitet eine Trainingsgruppe unter dem Namen Z-Coaching. Täglich wird ein Trainingsprogramm angeboten, verbunden sind die Athleten in einer festen Gruppe über Facebook und so wird das Training auch koordiniert. Jürgen ist bei allen Trainingseinheiten selbst dabei, außer er ist auf Wettkämpfen oder in seiner Funktion als Berater bei Canyon Bikes unterwegs. 365 Tage im Jahr kann jeder Interessierte unter Anleitung in der Gruppe die angenehmen Temperaturen, die wunderschöne Landschaft und die traumhaften Strände für ein optimales Triathlon Training nutzen. Warum also nicht mal ein Trainingslager in Thailand absolvieren? In der festen Gruppe vor Ort sind hauptsächlich ambitionierte Age Grouper jeder Altersstufe und Profis unterwegs, aber auch für weniger Ambitionierte und Anfänger kann ein Trainingsprogramm maßgeschneidert werden. Nicht nur beim Training begleiten Jürgen Zäck, Thailands bester Triathlet Jaray Jearanai und die australische Triathletin Dimity-Lee Duke ihre Athleten, sondern sie sind auch gerne bei der Hotelsuche behilflich. Ein passables Hotel findet man schon umgerechnet für 20 Euro pro Nacht. Nach oben sind natürlich kaum Grenzen gesetzt. Zur Trainingsgruppe rund um Jürgen Zäck in Phuket gesellen sich auch illustre Gäste wie die Raelert Brüder, Natascha Badman, Faris al Sultan oder Nils Fromhold um nur ein paar Namen zu nennen. Scheint also ein gutes Trainingspflaster zu sein, in Phuket.

    Durch das tägliche gemeinsame Training mit den Athleten kam bei Jürgen auch der Spaß am Wettkampf zurück und so wird er dieses Jahr dabei sein, beim Ironman Hawaii mit 50 Jahren als Age Grouper. Die Qualifikation holte Jürgen sich letztes Jahr im September in Malaysia als Zweiter seiner Altersklasse in 10:18:13 Stunden. Zehn Jahre war Jürgen nicht mehr in Kona, sein letzter Start dort war 2005. Er ist gespannt, was sich dort verändert hat und freut sich auf ein Wiedersehen mit alten Freunden. Mit ihm wird eine bunt gemischte internationale Gruppe von Athleten reisen, die von ihm betreut wird. Ein besonderes Erlebnis für Jürgen, denn dieses Mal ist er einer von vielen, einer für den die Platzierung eine untergeordnete Rolle spielt. Er will es einmal genießen, ohne Druck unterwegs zu sein auf der wunderschönen Vulkaninsel und sich einfach nur auf diesen einen Satz nach einem harten Tag freuen: „You are an ironman!“
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