VIBRAM setzt bereits seit vielen Jahren mit seiner Produktlinie FiveFingers im Marktsegment der minimalistischen Schuhe Akzente.

    Seit einiger Zeit schwebt der Mythos vom Natural Running durch die interessierte Läuferszene. Die Meinungen zum Laufen im minimalistischen Schuhwerk könnten daher auch nicht unterschiedlicher sein. Von „macht nur, das ist gut für die Auslastung meiner Praxis“ (die Aussage eines namentlich nicht genannt werden wollenden Orthopäden aus dem Rhein-Main-Gebiet) bis zum Versuch, die außergewöhnliche Laufleistung eines Eingeborenenstammes aus den südamerikanischen Regenwäldern, die in simpelsten, sandalenähnlichen Fußumhüllungen unterwegs sind, damit in Verbindung zu bringen. VIBRAM setzt bereits seit vielen Jahren mit seiner Produktlinie FiveFingers im Marktsegment der minimalistischen Schuhe Akzente. Klar, dass aus diesem Grunde auch kein (Lauf-)Weg am Test des neusten, speziell auf Läuferinnen und Läufer zugeschnitten Models V-Run vorbei läuft.
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    Der Test:
    Um es vorweg zu nehmen: das Anziehen der FiveFingers erfordert anfangs ein wenig Geduld und Übung. Bis alle 10 Zehen entsprechend in die hierfür vorgesehen Zehenlaschen gefremdelt sind, braucht es Zeit. Bei mir waren dies bei der Premiere exakt 4:26 Minuten. Hat man es dann geschafft, stellt sich ein sehr ungewohntes watscheliges Laufgefühl ein. Irgendwie fühlte ich mich an den Held meiner Jugend, Donald Duck, erinnert. Entsprechend der unbedingt zu beachtenden Herstellerempfehlungen zur Umstellung vom traditionellen zum minimalistischen Laufschuh, ließ ich die Sache langsam angehen. Zunächst verwendete ich den, nach einer kurzen Zeit der watscheligen Eingewöhnung angenehm zu tragenden V-Run, für mehrere ausgedehnte Spaziergänge mit dem Rüden Ede. Erst dann startete ich laufend auf verschiedenen Untergründen und nahm den V-Run im sportlichen Läufermodus unter die Lupe.

    Wald- und Feldwege:
    Klasse! Kleinere Steine und Wurzeln steckt der Schuh locker weg. Schnell gewöhnt man sich an das neue Laufgefühl. Lustig ist auch das ungewollte Pflücken von Grashalmen und Blumen mit den Zwischenräumen der Zehen.

    Asphalt:
    Oha! Als nächstes wurden die Laufschuhe bei einer geplanten Tempoeinheit auf Asphalt getestet. Geplant deshalb, weil schon nach wenigen Metern klar war: mein Geist läuft anscheinend in einem fremden Körper. Der Kopf und die Füße wollten sich nicht so recht synchronisieren lassen. Nach exakt 6285 Metern kam die Erkenntnis: die Empfehlung des Herstellers, sich Zeit für die Umstellung zu nehmen, sollte unbedingt beachtet werden!

    Auf der Bahn:
    Bella Figura! Um den Test abzurunden, ging es auf die Bahn. Aufgrund des bereits beginnenden Gewöhnungsprozesses kam ich hier sehr schnell gut zurecht. Unbestritten stellt sich sehr fix eine Verbesserung der Körperhaltung ein. Fast automatisch wechselt man zu einem vorderfußbasierenden, aufrechten und achtsamen Laufstil. Mir wurde schnell klar, dass man ein gewisses Selbstbewustsein beim Tragen der FiveFingers braucht. Genau 7 Laufkollegen +1 Platzwart ließen sich zu mehr oder weniger wertvollen Kommentaren zu meinem stylischen Fußkleid hinreißen.

    Beim 13. Benefizlauf Wehrda rennt (zu Gunsten der Krebshilfe):
    Auf die Plätze…! Beim Rennen, das von Asphalt bis zu sumpfigen Feldwegen, von leichten bis zu durchaus zähen Anstiegen alles zu bieten hat, wurden die Schuhe auf ihre Wettkampftauglichkeit getestet. Ich entschied mich für die 10 KM-Variante, dieses toll organisierten Laufs. Was soll ich sagen: es geht! Mann kann nach etwas Zeit und Training mit den Sportschuhen Wettkämpfe bestreiten. In meinem Fall brauchte ich zwar knapp 10 Minuten länger für die Distanz als in meinen Rennschläppchen, was sich aber sicherlich mit mehr Trainingskilometern mit dem V-Run schnell ändern würde. Die größte Überraschung war eine Teilnehmerin, die mit dem gleichfarbigen Damenmodel meiner Test-Vibrams ebenfalls auf der Laufstrecke unterwegs war. So kam es, dass in Wehrda 2 von 226 Teilnehmern in FiveFingers die Strecke unter die Füße nahmen. Dadurch hatte sowohl das Läuferfeld, als auch das Publikum, mächtig was zu gucken. Aber wie heißt es doch so schön: Neid muss man sich verdienen!

    Nach dem Training/Wettkampf:
    Ich gebe es zu: 2 Tage hatte ich einen unbeschreiblichen Muskelkater an Stellen in meinem Körper, die ich vorher nicht mit dem Laufen in Verbindung gebracht hätte! Aber genau dies ist für mich der Beweis, dass es durchaus Sinn machen kann, die ein oder andere Einheit im Trainingskalender mit den sehr liebgewonnenen FiveFingers V-Run zu absolvieren. Abwechslung ist ja bekanntlich alles.

    Fazit:
    VIBRAM bietet mit dem neuen Modell aus der FiveFingers Familie ein sehr interessantes, stylisches Produkt im Segment der minimalistischen Laufschuhe. Wer seinen Laufstil verbessern oder einen Wechsel auf Natural Running vollziehen möchte oder wer einfach nach Abwechslung im Lauftraining sucht, dem sei der V-Run ans Läuferherz gelegt. Nach der notwendigen Eingewöhnungsphase hat man einen angenehm zu tragenden, tollen Schuh mit der Garantie auf viele neue soziale Kontakte. Eines ist sicher, mit diesen Schlappen steht man immer im Fokus, egal, ob er beim Training auf der Bahn oder beim anschließenden Spaghettieis in der Eisdiele getragen wird.

    Text: Alexander Rohleder, Bilder: Harald Ernst

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    Mehr über Vibram

    Bewertung
    • 8/10
      Grip - 8/10
    • 9/10
      Design - 9/10
    • 8/10
      Handling - 8/10
    • 9/10
      Laufgefühl - 9/10
    • 9/10
      Passform - 9/10
    8.6/10
    4 Kommentare
    • Antworten Olaf Misch

      24. August 2016, 8:02

      Hallo Harald, ich laufe seit Jahren Vibram, begeistert. Insgesamt dürften es inzwischen über 4000 km sein. Hinzu kommen Hochgebirgstouren auch mit schwerem Gepäck.
      In letzter Zeit bin ich etwas enttäuscht vom Material. Die letzten Paare hatten bereits nach 300 km Löcher im Stoff zwischen den Zehen, die Abnutzung ging mir hier deutlich zu schnell. Und alle 300 km neue kaufen, dafür sind mir die Dinger einfach zu teuer. So laufe ich leider wieder verstärkt in Laufschuhen. Ansonsten: Das Laufgefühl ist klasse und man spürt mal wieder, warum man Füße hat. Empfehlenswert bei leichter Schneedecke: Die Crossvariante Spyridon. Tiefste getragene Temperatur: Minus 13 Gad. Die ersten 10 Minuten wars heftig, danach herrlich warme Füße!

    • Antworten Barfussfan

      7. Januar 2018, 9:34

      Ich laufe auch schon über ein Jahr mit den Vibrams, und auch mir fielen die Mängel auf. Schade.. Ich liebe die VFF eigentlich..

    • Antworten kabelka felix

      22. Juni 2022, 14:50

      >>Seit 241 Jahren verkrüppeln die Füsse im Zehenbereich ihrer Schuhe vom Säuglingsalter an<Daher empfehle ich: Die Zehenfächer- Fussbekleidung den Säuglingen schon ab dem

      8. Lebensmonat anzuziehen<

      FUSSGESUNDHEIT

    • Antworten kabelka felix

      23. August 2022, 15:22

      Seit 241 Jahren verkrüppeln die Füsse im Zehenbereich ihrer Schuhe vom Säuglingsalter anDaher empfehle ich: Die Zehenfächer- Fussbekleidung den Säuglingen schon ab den
      8. Lebensmonat anzuziehen<

      FUSSGESUNDHEIT

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