Christine Waitz hat Sportgeschichte geschrieben! Sie ist die erste deutsche Frau, die das „Race Around Ireland„, das härteste Radrennen Europas, solo durchgezogen hat.

    Das Extrem-Radrennen existiert seit 2009 und mit Christine Waitz haben bislang nur vier Frauen das Ziel erreicht. 2.200 km und 23.000 Höhenmeter sind von Frauen innerhalb von 144 Stunden (sechs Tage), von Männern in 132 Stunden zu bewältigen. Christine Waitz hat das Ziel nach 136 Stunden erreicht.

    Foto: Quattra Bavariae

    Als die 31-Jährige früh morgens die Ziellinie in einem abgelegenen irischen Dorf überquert, hat sie eine außergewöhnliche „Rundreise“ hinter sich. Kurz zuvor noch waren Augenlider mit Pflastern an den Augenbrauen angeklebt, damit die Augen nicht zufallen. Ihr Kopf war mit einem Seil an den Rücken angebunden, weil die Nackenmuskulatur nicht mehr funktionierte. Jetzt sind die Augen entzündet, übermüdet, die Mittelfränkin kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, als sie vom Rad steigt. Während der 136 Stunden hat sie insgesamt nur rund fünf Stunden pausiert, Die ersten 30 Stunden pedalierte sie wie ein Uhrwerk, ganz ohne Pause durch. Am dritten Tag (Dienstag, 30.08.) der erste Schock für sie und ihr vierköpfiges Team: (Frank Kräker, Georg Haas, Sven Hindl, Hung Lien). Immer stärker werdende Nackenschmerzen zwingen Christine zum Stopp. Sie ist nicht mehr in der Lage, ihren Kopf während der Fahrt aufrecht und den Blick nach vorne zu halten.

    Nackenblockaden zählen in Ultraraces zu den Hauptursachen einer Aufgabe. Christine und ihr Team wussten das und waren vorbereitet: Teammitglied Sven Hindl organisiert einen erfahrenen Physiotherapeuten in Irland. Dieser fährt sofort quer über die Insel, behandelt Christine und rettet das ganze Abenteuer. Zusätzlich bastelt die Crew eine Konstruktion, wie sie in Ultrarennen häufig angewendet wird. Mit einer Art Wäscheleine wird der Kopf am Rücken festgezurrt und die Nackenmuskulatur dadurch entlastet. Dass Waitz in diesem Zustand über 1000 km durchhielt, ist ein kleines Wunder! Noch verwunderlicher: Auf der bergigsten Etappe des Rennens gewinnt sie sogar die ausgeschriebene Sonderwertung unter allen angetretenen Einzelfahrern.

    Zuhause fieberten Hunderte mit. Mithilfe einer Whats-App-Gruppe stand der große Supporter-Kreis in Deutschland mit dem Team in Irland in direktem Kontakt, 24 Stunden am Tag, auch nachts versammelten sich Trainingsgefährten, Athleten anderer Sportarten, Freunde und Fans in den Social Media-Kanälen. Tausende Posts, Tweets, Motivationssprüche, Durchhalteparolen, sogar gesungene Aufmunterungssongs erreichten Christine. Ihr Begleitteam las und spielte ihr die Grüße durchs Autofenster vor. Ein Spruch wird allen, die das Rennen live mitverfolgt haben, noch lange in Erinnerung bleiben. Christine steckt gerade mitten in der härtesten Sektion des Rennens, der Kopf mit dem Seil fixiert, so dass sie kaum zur Seite schauen kann. Mitten auf einem 25 Prozent steilen Anstieg brüllt sie ihrem Team zu: „Wascht mein Lieblings-Trikot – für die Zieleinfahrt!“ Das ist die Kampfansage, die sich über die sozialen Medien wie ein Lauffeuer verbreitet.

    Foto: Quattra Bavariae

    Christine Waitz hat dank ihres Teams, vor allem aber durch ihre Leidenschaft und Leidensfähigkeit sogar mit Zeitpuffer die Finishline erreicht. In dieser Woche ist einer außergewöhnlichen Sportlerin etwas gelungen, was nur sehr wenigen Menschen geglückt ist. Christine Waitz gehört dem Team Quattra Bavariae an, vier Frauen, die 2017 gemeinsam das härteste Radrennen der Welt „Race Across America“ nicht nur ins Ziel bringen, sondern gewinnen wollen. Die sportlichen Höchstleistungen der vier Frauen aus Bayern kann man auf deren Facebook-Seite nachlesen. Dort gibt es auch einen ausführlichen Bericht über Christine Waitz Abenteuer beim „Race Around Ireland“.

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