Wieviel König ist der Kunde beim Direktversender CANYON? Wir haben es ausprobiert, online und vor Ort und sind in mancher Hinsicht überrascht worden.

    Es ist kein großes Geheimnis, dass CANYON in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis kaum zu schlagen ist. Doch ist ein guter Preis das einzige Argument, dass der Koblenzer Radsport-Marke zahlreiche Testsiege und eine weltweite Fangemeinde beschert hat? Wie sieht es aus mit der Kundenbetreuung online und offline und lohnt sich nicht vielleicht doch ein Besuch im Showroom der Marke? Auf der Suche nach einem geeigneten Rennrad sind auch wir nicht an CANYON vorbei gekommen und haben am Ende den kompletten Service auf eine harte Probe gestellt.

    Der Einstieg in den Radsport fällt mir nicht leicht und ich bin in Sachen Passform ein gebranntes Kind. Unpassende Größen von Zweirädern und die damit verbundene, miserable und schmerzvolle Sitzposition haben mir in der Vergangenheit den Spaß am Rennrad fahren genommen. Doch mit der läuferischen Zwangspause ist das Rad fahren die bestmögliche Alternative. Also rufe ich die CANYON Webseite auf und stöbere zwischen Aeroad, Endurace und Ultimate und den zahlreichen Modellvarianten. Schließlich stoße ich auf PPS. Schnell den Zollstock zur Hand genommen und los geht´s mit dem Vermessen. Daten eingeben und schon kommt das Ergebnis: M – das kann ich nun gar nicht glauben!

    Zweifelsohne ist CANYON´s PPSl, das sogenannte Perfect Position System zur Bestimmung der geeigneten Rahmenhöhe ziemlich ausgeklügelt. Aufgrund der Parameter Geschlecht, Körpergröße, Schrittlänge, Schulterbreite, Gewicht, Torsolänge und Armlänge ermittelt das PPS die passende Größe für das Wunschbike. Es ersetzt allerdings nicht das geschulte Auge bei einer persönlichen Beratung und berücksichtigt auch nicht das individuelle Fahrgefühl. Für Interessierte, die den Weg nach Koblenz nicht auf sich nehmen wollen, empfiehlt es sich, mit den Daten zu spielen. 2cm mehr oder weniger bei Schrittlänge und Körpergröße können durchaus den Sprung in die nächste Kategorie bedeuten und dann ist die entscheidende Frage nach dem gewünschten Fahrgefühl: komfortabel oder sportlich?

    Ich schwanke! Zwischen Endurace und Ultimate, zwischen Rahmengröße M und L. Um mir meine Zweifel nehmen zu lassen und in der Hoffnung, durch die persönliche Beratung vor Ort das perfekte Rad zu finden, fahre ich schließlich nach Koblenz.

    Die Passion des Radsports ist im CANYON Home in Koblenz in jeder Faser zu spüren, sowohl materiell als auch menschlich. Vom Bistro im Eingangsbereich bis zur persönlichen Beratung, hier ist jede Menge Leidenschaft im Spiel. Schon alleine deswegen lohnt sich der Besuch im Koblenzer Headquarter des Direktversenders. Auch wenn CANYON weltweit seine Räder in erster Linie über den Versand verkauft, der Besuch des Showrooms bietet selbst eingefleischten Radsportlern, insbesondere aber Neulingen und Einsteigern einen echten Mehrwert und der heißt schlichtweg: professionelle Beratung! Probefahrten und Radeinstellungen eingeschlossen.

    Noch immer erstaunt über die Ergebnisse der Vermessung

    Nach ein paar Minuten Wartezeit steht mir Alexa für die persönliche Beratung zur Verfügung. Zunächst vermisst mich Alexa noch einmal. Diesbezüglich habe ich alles richtig gemacht. Die Daten variieren nur um 0,5 cm. Das macht den Kohl nicht fett und hat kaum Auswirkungen auf die Rahmengröße. Im CANYON Showroom steht Alexa ein weiteres System zur Verfügung, an dem wir etwas genauer betrachten können, in welchen Bereichen mir welche Rahmengröße passen würde. Ich liege mit 1,83m Körpergröße und einer Schrittlänge von 90,5 zwischen den Welten. Für eine sportliche Ausrichtung zeigt das System auch hier als Rahmengröße M an, doch komfortabler wäre die Nummer größer. Alexa´s geschulte Auge würde mich eher Richtung L sehen, schließlich bin ich Einsteiger. Als sportlichen Einsteiger mit späteren Triathlon-Ambitionen empfiehlt mir Alexa mit dem Ultimate ein Modell, dem auch schon im Vorfeld meine Präferenzen galten.

    Getrost können sich Besucher der CANYON Webseite auf die Beschreibungen der einzelnen Modellvarianten verlassen. Bei den Straßenrennern unterscheidet die Marke zwischen dem sportlichen Tausendsassa Ultimate, dem Renner für ambitionierte Tempofahrer Aeroad sowie dem komfortablem Endurace. Zeitfahrräder und die Cyclocross-Modelle aus der Inflite Kollektion komplettieren das Straßenrad Programm. Wie auch die Gravity-, Mountainbikes oder Urban Räder sind alle Modellvarianten gemäß ihrem Einsatzgebiet beschrieben. Vielleicht sollte man ein wenig zwischen den Zeilen lesen, wenn man sich auf die Online-Bestellung konzentrieren möchten, denn auch mit dem Rückgaberecht von 30 Tagen ist die Wahl des falschen Bikes mit einigem Aufwand verbunden. Auch diesbezüglich lohnt sich der Besuch des CANYON Showrooms, mit einem solchen ist man definitiv auf der sicheren Seite.

    Mittlerweile drehe ich auf dem großzügigen Gelände rund um den Parkplatz mit dem ersten Modell meine Runden. Dummerweise habe ich weder meine Radklamotten noch meine Radschuhe dabei. Für´s Probefahren wäre das allerdings sehr vorteilhaft, wie Alexa mir erklärt und ich jetzt selbst erlebe. Doch dem grundsätzlichen Fahrgefühl tun auch Jeans und leichtes Schuhwerk keinen Abbruch. Ich sitze ziemlich gedrängt auf dem Ultimate in M oder wie Alexa es ausdrückt: sportlich. Niemand möchte das System Lügen strafen und mein Vertrauen in die Beratungskompetenz von Alexa ist groß, doch für mich ist das etwas zu sportlich. Also folgt die nächste Probefahrt in Rahmengröße L. Schon mit den ersten Metern fühle ich mich wesentlich wohler. Ich sitze aufrechter, fühle mich sicherer und cruise völlig entspannt zwischen den zahlreichen anderen Testfahrern und ihren Beratern. Alexa bestätigt mein Empfinden und meint, zukünftig sei ich mit dem L flexibler. Sollte eines Tages eine sportlichere Sitzposition gewünscht sein, bieten die Einstellmöglichkeiten des Sattels sowie die drei Spacer am Lenkervorbau genügend Spielraum.

    In Sachen Ausstattung sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Es ist wie überall schlichtweg eine Frage des Budgets und natürlich der persönlichen Vorlieben. Shimano 105er, SRAM, Ultegra, DI2, klassisches Bremssystem oder Scheibenbremsen und dann wäre da noch die Frage nach dem Design. Das wiederum unterscheidet sich live kaum von den Impressionen auf der Webseite, die Bilderwelten sind gekonnt in Szene gesetzt und so dürften den reinen Online-Käufer auch keine großartigen bösen Überraschungen erwarten. Schöner ist natürlich die Betrachtung von Auge zu Auge oder besser gesagt von Auge zu Rahmen.

    Nach einigem Hin und Her ist meine Entscheidung gefallen. Das Argument der Sicherheit bei Scheibenbremsen hat sich nachhaltig in meinem Beratungsgespräch festgesetzt. Als Einsteiger sollte es die wohl bestmögliche Wahl sein und Alexa verspricht mir, dass es in Sachen Wartung nicht komplizierter sei, als bei einem Rennrad mit herkömmlichen Bremsen. Das Ultimate CF SL DISC ist sogar als Bike to Go auf Lager, meine Freude ist groß, denn so – zumindest meine Hoffnung – kann ich mir den Zusammenbau meines neuen Sportgerätes sparen.

    CANYON bietet beim Kauf auf der Webseite verschiedeneOptionen an. „Bike to Go“ heißt nichts anderes, als dass das Rad mit Verpackung dem Kunden übergeben wird. Circa 15 Minuten nimmt sich der Berater dabei noch einmal Zeit, die Besonderheiten des Rads zu erklären und was bei der Montage ganz besonders beachtet werden muss. „Bike Express“ bedeutet eine Lieferzeit von 3 bis 5 Werktagen. . Möchte man sein Rad aufgebaut abholen, ist dies ebenfalls möglich. Inklusive einer Beratung von maximal 45 Minuten ist das die exklusivste aller Varianten. Nachteil: Möchte man die persönliche Beratung vor Ort vor dem tatsächlichen Kauf nutzen, muss der Weg nach Koblenz zweimal in Kauf genommen oder mit einem Kurzurlaub verbunden werden.

    Mit dem Einladen des „Bikeguard“ ins Auto endet mein Besuch bei CANYON. Rund zwei Stunden, inklusive eines sensationellen Latte Macchiato habe ich im Showroom verbracht und am Ende war ich sehr froh, den Weg auf mich genommen zu haben. Die Beratung, das Probe fahren und natürlich die Atmosphäre der puren Radsport-Passion sind nicht vergleichbar mit dem Online-Kauf. Auch wenn der Rundum-Service mit Live-Chat und der telefonischen Hotline sensationell gut sind – das haben wir im Nachgang der Entscheidung für das oben genannte Ultimate noch einmal hinreichend mit verschiedenen Fragen getestet -, die Atmosphäre der Leidenschaft für den Radsport kann keine Webseite dieser Welt ersetzen und so trete ich mit meinem neuen Bike und einem königlichen Gefühl den Heimweg an.

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    2 Kommentare
    • Antworten Adam

      29. Juli 2017, 19:53

      Meine Erfahrung mit dem Canyon „Service“:

      – Chat über Wochen nie erreichbar
      – Telefonisch fast nie erreichbar: meistens wird einfach aufgelegt; Kontakt nur gleich in der Früh mit mindestens 30 Minuten Wartezeit erreichbar
      – Emails werden in ca. 1 Woche unvollständig beantwortet

      Meine Erfahrung mit dem Fahrrad:

      – unvollständige Lieferung (z.B.. Schmiermittel fehlt)
      – Rad schlecht montiert (Schaltung nicht eingestellt, Sattel nicht ordentlich verschraubt)
      – Bremse defekt

      Das Fahrrad geht schweren Herzens retour. Dort kaufe ich nichts mehr.

    • Antworten Sir Tobi

      24. Mai 2018, 8:34

      …. in gerade selbst in der Lieferschleife und muss feststellen, dass sich über die Jahre nichts geändert hat. Schlechtester Kundenservice seit langem und ich bin immerhin schon 50+.

    Wir freuen uns auf Deinen Kommentar!