Es hat sich viel getan in der jüngeren Zeit bei SALEWA. Im Interview spricht sich General Manager Stefan Rainer gegen einen schnellen Euro und für die Marke aus und für eine intensive Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ansprüchen der verschiedenen Distributionskanäle und ganz nebenbei geht es natürlich auch um die Neuheiten, die die Marke zur ISPO präsentiert.

    Stefan Rainer

    1.) Nach dem großen Relaunch und den Bestrebungen, sich mit einem neuen Marken-Image zu präsentieren hat sich bei SALEWA in der jüngsten Vergangenheit viel getan. Mit dem Abschluss des Relaunches und der Präsentation des neuen Logos als Markenzeichen für den Wandel, wurden wichtige Führungspositionen neu besetzt. Auf welche Strategie und mit welchen Veränderungen dürfen sich Fachhändler und Konsumenten in der nächsten Periode freuen?
    Wir sind Markenentwickler, wir denken langfristig, der schnelle Euro interessiert uns nicht. Eine Marke für alles und jeden ist nicht glaubwürdig, man muss den Kunden in der Tiefe verstehen, klares Profil zeigen und mit Innovationen auf Kundenwünsche antworten. Mit SALEWA fokussieren wir uns auf den jungen, technischen Bergsteiger.

    Wir sind in den Alpen und besonders in den Dolomiten zu Hause. Seit Jahren bauen wir auf starke lokale Partnerschaften und investieren in unsere Region. Regionale Kreisläufe stärken und befruchten sich gegenseitig und geben uns Glaubwürdigkeit in den internationalen Märkten. So ist aus der jahrelangen Zusammenarbeit mit der Bergrettung Tirol eine einzigartige Isolationstechnologie entstanden: TirolWool Celliant, ein Gemisch aus lokaler Schafswolle mit thermoreaktiven Mineralien.

    2.) Auch wurde die Schaltzentrale für die Länder Österreich, Deutschland und die Schweiz in der Region EU Central zusammengefasst. Welche Vorteile birgt die Zentralisierung der Marke SALEWA unter dem Dach der Oberalp-Gruppe für die Marke selbst, aber natürlich auch für den Handel?
    Wir folgen in unserem Denken und Handeln einem einfachen Prinzip: Der Kunde steht im Mittelpunkt. Schon längst sind wir Konsumenten in unserem Kaufverhalten grenzenlos: alles, überall und sofort. Auch die Handelsstrukturen haben sich in den letzten Jahren über die Grenzen hinaus entwickelt, warum sollten sie dann von drei verschiedenen Strukturen betreut werden? Es macht aus unserem Verständnis wenig Sinn in einem Umkreis von wenigen Kilometern in einem sehr ähnlichen Kultur- und Wirtschaftsraum drei gleiche Strukturen zu haben. Das zahlt der Kunde nicht. Die gewonnene Energie investieren wir lieber in die Nähe zum Kunden.

    Des Weiteren sind die Distributionskanäle vielfältiger geworden. Ein Fachhändler braucht eine ganz andere Betreuung als ein Filialist oder ein reiner Online-Player. Wir spezialisieren uns genau darauf und wollen unseren verschiedenen Vertriebspartnern die bestmögliche Betreuung bieten.

    3.) Werfen wir einen Blick auf die ISPO-Neuheiten 2017: Speed Hiking, Trailrunning, Skitouren – schnelle Bewegung in der Natur und am Berg sind nach wie vor im Trend. Jetzt bringt SALEWA eine eigene, komplette Speed Hiking Kollektion. Mit welchen Besonderheiten möchte SALEWA im Handel und beim Konsumenten punkten, die sich in diesem Segment bewegen und mit welchem Engagement wird dieses neue Segment platziert?
    Zum einen geben wir unsere Antwort auf den Megatrend Ausdauer. Die Sehnsucht nach Gesundheit, psychischem und körperlichem Ausgleich beschäftigen unsere Generation mehr denn je. Speed Hiking, also athletisches Wandern am Berg, ist die perfekte Spielwiese, um sich auf ambitionierte Bergabenteuer vorzubereiten oder einfach nach der Arbeit abzuschalten. Leichte, atmungsaktive Bekleidung, ein kompakter Rucksack sowie ein spezieller Speed Hiking Schuh bilden das Grundgerüst unserer spezifischen Produktlösung. Alles entwickelt mit Profi Athleten, einer davon Aaron Durogati, Weltmeister im Paragliding.

    Zum anderen lässt der späte Wintereinbruch unsere Branche seit Jahren zittern. Mit SALEWA sehen wir genau darin eine große Chance: Der Herbst ist eine der spannendsten Jahreszeiten für unvergessliche Bergabenteuer.
    2017 führen wir deshalb unsere erste Herbstkollektion ein: das richtige Produkt, zur richtigen Zeit am Markt.
    Heute noch eine Nische, doch wir sind überzeugt, dass diese mitunter das größte Wachstumspotential in den nächsten Jahren haben wird. Was bringt es, schon im August Ski und Skibekleidung anzupreisen, sie aber erst im Dezember wirklich zu verkaufen? Handelsfläche ist teuer und muss unserer Meinung nach besser bespielt werden. Hier können wir viel von der Modebranche lernen.

    4.) Mit TirolWool Celliant präsentiert SALEWA ein innovatives Isolationsmaterial, bei dem Schafwolle auf Synthetik trifft – nicht unbedingt brandneu in der Branche. Erklären Sie uns doch kurz, was hinter TirolWool steckt und welche Eigenschaften das Material so exklusiv macht?
    Wir gehen da einen ganz eigenen Weg. Bekannte Isolationskonzepte funktionieren auf dem Prinzip einer eingeschlossenen Lufthülle. Durch unseren hybriden Ansatz aus lokaler Schafswolle und in Polyester eingebetteten natürlichen Mineralien, reflektieren wir zusätzlich die vom Körper abgestrahlte Wärme. Dadurch erhalten wir mit weniger Isolationsgewicht mehr Wärme. Lanolin-reiche Tiroler Schafswolle garantiert eine natürliche Temperaturregulierung. TirolWool Celliant – hält länger warm.

    Stefan Rainer unterwegs

    5.) Mit welchen Herausforderungen rechnen Sie für die kommende Saison und mit welchen Erwartungen startet SALEWA in die ISPO?
    Handel ist Wandel. Diese Aussage stimmt in diesem Jahrzehnt mehr denn je und das ist gut so: Dort wo es Veränderung gibt, kann sich etwas entwickeln. So wie Ende des 19. Jahrhunderts die Eisenbahn das gesamte Geschäftsmodell der Kutscher überholt hat, stellt heute die digitale Transformation alle Unternehmen vor eine große Herausforderung. Wir blicken mit Zuversicht in die kommende Saison, da wir unsere Hausaufgaben gut gemacht haben. Die drei ISPO Gold Awards in der Unternehmensgruppe (Wild Country Revo, Salewa Ultra Train Backpack, Pomoca Pomocup) verleihen unserer Innovationskraft wohl am besten Ausdruck. „Ohne Leidenschaft geht gar nichts!“

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