Der erst 16-jährige Engländer Theo Warden flog am 18. Juli über 200 Kilometer mit einem Gleitschirm.

    Am 18. Juli flog Wirklich außergewöhnlich ist aber die Tatsache, dass Theo erst 16 alt ist! Über den außergewöhnlichen Langstreckenflug berichtet Theo Warden im Interview.

    Herzlichen Glückwunsch zu deinem Flug. Kannst du bitte kurz davon berichten?
    Es war ein Hammertag für mich! Während der ersten 80 Kilometer war es eher unruhig und man musste aufpassen, nicht abzusaufen. Ich hatte auch ein paar low saves. Dazwischen gab es aber auch einige richtig schöne Gleitstrecken und ein paar super Bärte. Die letzten 50 Kilometer flog ich langsamer waren langsamer, weil eine hohe Wolkenschicht die Sonne abschattete. Der letzte Gleitflug begann bei Kilometer 186 auf etwa 1200 Meter. Da fürchtete ich schon, dass ich die 200 km Marke nicht schaffen würde. Aber dann konnte ich nach 198 Kilometern nochmal etwas Höhe machen – bis etwa 240 Meter über Grund. Ich betete dann zu den Gleitschirm-Göttern… Sie erhörten meine Gebete und bescherten mir geringes Sinken. Ich landete auf der Koppel eines sehr netten Ehepaares. Sie kamen gleich raus zu mir, und bevor sie sich zum Abendessen verabschiedeten, hatten wir ein nettes Gespräch. Während ich meine Sachen fertig packte, tauchte ein anderes Ehepaar auf, Chris und George. Sie luden mich zu sich nach Hause auf ein Bier ein, bis mich John und Lawrie abholten. Es war der beste Flugtag, den ich je hatte.

    Ab welchem Punkt dachtest du ernsthaft, dass du die 200 Kilometer schaffen könntest?
    Das Streckenfliegen hat mich seit meinem ersten Flug begeistert. Schon immer wollte ich so hoch und so weit wie nur irgendwie möglich kommen. Dieses Streben ist meine größte Motivation. Es hilft mir auch, Geduld aufzubringen. Bereits zum Saisonbeginn erreichte ich mein diesjähriges Ziel: mein erster 100 km-Flug. Im Spaß sagte ich danach zu meinem Vater: „Jetzt mach` ich 200 km!“ Dass es jetzt schon klappte, hat mich aber überrascht! Auf der Website des NOVA Pilots Team steht, dass du 1999 geboren bist und 2013 mit dem Fliegen begonnen hast.

    Wie schafft es ein 16-Jähriger 200 Kilometer zu fliegen? Hast Du ein Geheimnis?
    Zum Streckenfliegen gehört sicherlich ein Quäntchen Glück. Aber ich lasse auch nichts unversucht, die Wahrscheinlichkeit des Glücks so effektiv wie möglich zu gestalten. Wenn ich nicht in der Luft bin, nutze ich die Zeit, um mir Wettervorhersagen und Wetterkarten anzuschauen. Ich arbeite verschiedene Routen mit dem XCPlanner aus und schaue mir oft das RASP-Modell an. Dort analysiere ich Thermik, Grenzschicht, Sonneneinstrahlung, Boden- und Höhenwinde usw. Auf dieser Basis plane ich meine Routen und schaue dabei noch nach den Konvergenzlinien und natürlich den Lufträumen. Extrem geholfen hat mir die Unterstützung anderer Piloten aus meinem Club, im NOVA Pilots Team – und vor allem durch meinen Vater. Er spielt die Schlüsselrolle in meiner Flugkarriere und steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Er nimmt mich auch in die unterschiedlichen Fluggebiete Großbritanniens mit. Ich habe ja noch keinen Führerschein. Außerdem lese ich viel über das Gleitschirmfliegen. Mein Favorit ist „Fifty Ways to Fly Better“ von Bruce Goldsmith. Die Grafiken in seinem Buch haben mir sehr geholfen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Die sind viel leichter zu kapieren als wortreiche Erklärungen. Schlussendlich fliege ich einen Schirm, der meiner Meinung nach perfekt für mein Erfahrungs-Level ist. Der Mentor 4 passt einfach zu mir. Besonders schätze ich das sichere Gefühl auf den Gleitpassagen. Ich kann entspannen, genießen und nachdenken.

    Wie denkt dein Vater über deinen Hammerflug? Und was sagt deine Mutter?
    Mein Dad ist sehr stolz auf mich, weil ich weiter geflogen bin, als er es bisher geschafft hat (138 km). Meine Mutter freut sich auch, dass es so gut läuft mit der Fliegerei, auch wenn sie sich natürlich mehr Sorgen macht als mein Vater. Sie hat auch schon mal einen Tandemflug gemacht und weiß also ein bisschen, wie sich das Fliegen anfühlt.

    Welche Tipps gibst du anderen jungen Piloten, um sich weiter zu entwickeln?
    Suche die Gesellschaft erfahrener Piloten. Sie haben viel zu erzählen. Frage ihnen Löcher in den Bauch und höre gut zu. Ich glaube zudem, dass es sehr wichtig ist, sich bewusst zu sein, dass es immer dazulernen kann. Diesen Satz habe ich von sehr erfahrenen Piloten gehört und mir zu Herzen genommen. Dass ich ein ganz passabler Streckenflieger bin, hängt auch mit Selbstvertrauen zusammen. Ich bereite mich sehr gut vor, ich kenne meinen Schirm und dann versuche ich, das Beste aus dem Tag zu machen.

    Hast Du eigentlich mal nachgeschaut, ob dein Flug der längste ist, denn ein so junger Pilot geschafft hat?
    Na klar, ich bin neugierig und habe im Internet recherchiert. Bisher scheint es keinen vergleichbaren Flug eines Piloten in meinem Alter zu geben.

    Welches sind deine nächsten Ziele? Lange Streckenflüge reizen mich generell. Den Rest dieser Saison wird mein Ziel aber eher sein, neue Leute kennenzulernen und weiter Erfahrung zu sammeln. Eigentlich will ich einfach nur so wie möglich fliegen und genießen!

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